Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
die TuneSpy CD-Reviews

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Samstag, 27. Dezember 2008

Ingrid Michaelson - Girls and Boys

Unsere Wertung: *****

Girls and Boys (inkl. der Hitsingle 'The Way I Am' und Bonustrack 'Keep Breathing')

Weil sie keinen Bock mehr hatte auf die leidige Musiktheorie, schmiss Ingrid Michaelson im Teenageralter die Klavierstunden. Rückblickend kann die amerikanische Songwriterin froh sein, dass ihr die Eltern den Unterricht aufgedrückt hatten, denn inzwischen bestreitet sie mit Singen, Zupfen und Tastenhauen ihren Lebensunterhalt: Über eine Viertelmillion Platten hat die 29-Jährige bisher ganz ohne Label unter die Leute gebracht. Ihre selbstgeschriebenen Popsongs sorgten nicht nur im TV-Krankenhaus von "Grey's Anatomy" für Kammerflimmern, sondern bestehen auch in den eigenen vier Wänden als softer Soundtrack zum Kuscheln. Nur selten feilt Michaelson mit elektrischen Gitarren Kanten in die ruhigen Songs. Und dennoch schmachtet sich ihr zweites Album mit Songs wie "The Way I am" und "Breakable" unvergesslich ins Ohr. Einer der Newcomer des Jahres.

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Sonntag, 21. Dezember 2008

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Eugene McGuinness - Eugene McGuinness

Unsere Wertung: ****

Eugene Mcguinness

Eugene McGuinness missioniert die britische Musikpresse. Der 22-Jährige mit Wohnsitz in Liverpool trägt Topfschnitt und schert sich einen Dreck um musikalische Trends. Doch als der irischstämmige Singer/Songwriter 2007 seine Debüt-EP veröffentlichte, war plötzlich Charme das neue Cool. Mit Wurlitzer, Klavier und Elektronik baut er wunderbar zeitlose Songs zwischen Pop, Folk und Klavierballade, die jeden Trend aushebeln. Egal, wie dicklippig die britische Hypepresse ihn mit Rufus Wainwright und Sufjan Stevens verglich: Diesmal traf alles zu. Doch seine EP bestritt McGuiness noch im Alleingang. Was aber, wenn die Engländer ihn auf seinem Albumdebüt nun als Bandleader hören? Natürlich haben die überbordenden Kompositionen nach üppigeren Arrangements und gelegentlichen Streichern verlangt. "Moscow State Circus" muss nun einfach sein erster Radiohit werden, und dank "Crown the Clown" sind sogar Queen rehabilitiert. Wetten, dass auf der Insel bald alle mit Topfschnitt rumlaufen? Und diesmal spinnen die Engländer nicht.

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Dienstag, 16. Dezember 2008

Illa J - Yancey Boys

Unsere Wertung: ****

Yancey Boys

Leider ist einer der besten Produzenten der Neuzeit viel zu früh von uns gegangen. Jay Dee, aka J. Dilla hat unter anderem viele Beats für Slum Village an den Boards gefertigt, und in Detroit war er unantastbar der Beatmaker schlechthin. Es hat den Anschein, als hätte er eine Menge fertige Instrumentals hinterlassen, denn nun schickt sich sein jüngerer Bruder an, die Arbeit seines Mentors zu vervollständigen. Die Beats stammen aus der Zeit 1995-98 und laut Labelmanager Michael Ross war es an der Zeit, sie dem 21-jährigen Illa J. zuzuschieben. Auf seinem Debüt wird zwar deutlich, dass es noch hier und da an der Flow-Technik mangelt, doch ist auch Illa J. Einer derjenigen MCŽs die es schaffen, Geschichten mit Background zu erzählen. Sehr gelungen ist die Nummer R U ListeninŽ" mit Guilty Simpson, einem der aufgehenden Sterne der Eastcoast! Illa J. kann schreiben, reimen, singen und Instrumente spielen - ein wahrer Musiker also. Dies alles hilft ihm dabei ein Album vorzulegen, welches seinen großen Bruder stolz gemacht hätte. Das komplette Paket ist es noch nicht ganz, hier und da kratzt es noch etwas. Für sein erstes Werk ist es mehr als ansehnlich - It's the Yancey Boys Baby !

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Ludacris - Theater of the Mind

Unsere Wertung: ****

Theater of the Mind

Christopher Bridges aka Ludacris hat seit seinem Debüt im Jahre 2000 eine beachtliche Karriere hingelegt: Dreimaliger Grammy-Gewinner, Co-Gründer von Disturbing tha Peace und mit über 15 Millionen weltweit verkauften CDs erfolgreichster Südenstaaten-MC aller Zeiten. Genau wie sein langjähriger Feind T.I. released er diesen Herbst sein mittlerweile 6. Majoralbum. Konzeptionell ist "Theater of the Mind" wie eine Art Kinofilm angelegt, jeder Song als eine Art Szene. Mal sehen ob seine Vorstellung oscarreif ist...
Los geht es mit einer völlig abgedrehten Stimme die einen in Ludacris' Welt einlädt. The Runners zeigen sich für den passenden Beat verantwortlich. Dieser macht aus dem Intro zusammen mit Luda's Reimen ein passenden Anfang für ein gutes Album!
Weiter geht's mit "Undisputed" mit Producer Don Cannon und Co-Star Floyd Mayweather, der ihm hier im Box-Ring beratend zur Seite steht sobald der Gong ertönt! Herrlicher Blues-Beat, erinnert ein wenig an vergangene Tage von Cannons Produktionsleistungen. Runde 1 geht klar an den Ludameister.
Dann beehrt uns DJ Toomp mit einem Burnerbeat vom Derbsten. Mit dieser 2. Single beendeten die langjährigen Kontrahenten T.I. & Ludacris ihren Beef. Gut so! Auch dieser Song weiß zu gefallen. Luda sticht T.I. hier aus, genau wie bei "On Top of the World" von Tip's Paper Trail, bei dem das Trio T.I., Luda & Toomp ebenfalls am Start ist.
Dann schlagen Mr. Bridges & T-Pain etwas seichtere Töne an. T-Pain gehört sonst gar nicht zu meinen Favoriten, doch sein Talent für solche Kuschelnummern ist unbestritten. Dazu legen die Trackmasters (Poke & Tone) einen schönen Clapbeat drunter, was die Sache noch mal steigert.
Danach kommt mit "Call up the Homies" wieder ordentlich "Hood-Mentality" durch, The Game, Luda & Willy Northpole lassen den Hörer direkt nach ATL & Compton entgleiten...
Die nächste "Szene" ist dann "Southern Gangsta", der erste richtig fette South-Banger auf dem Album. Angekündigt durch einen Sprecher zeigen sich noch Playaz Circle & Ricky Ross aka The Boss auf dem dunklen StreetRunners-Beat von ihrer besten Seite. Vor allem Rick Ross' raue Stimme passt perfekt zur Stimmung des Songs. Eine wiedermal gelungene ATL-MIA Kombination! Und das auch noch ohne Refrain.
"Everybody Hates Chris" mit Blödelbarde Chris Rock wieder sehr groovig daher, wahrscheinlich da genau wie bei "Undisputed" wieder Don Cannon für den Beat verantwortlich ist. Eher durchschnittlicher Song.
"What Them Girls Like" ist dann der Clubbanger für zwischendurch, Chris Brown und Sean Garrett sind auch mit von der Partie. Alle drei wissen was die Mädels mögen, und der Darkchild-Beat wird den ein oder anderen DJ im Club die Platte ganz oben hinlegen lassen, durchaus gelungen!
Wieder ein Florida-Feature auf "Nasty Girl": Plies' nervtötende Stimme, ein ebenso wenig überzeugender Ludameister und Synthie-Gedudel von Swizz Beatz (!) machen den Track jedoch zu einem Lowlight. Swizz sollte lieber bei dem bleiben was er kann.
Dass Scott Storch mittlerweile weniger auf Clubbanger, sondern auf eher seichtere Nummern eingeht zeigt er wieder auf "Contagious" mit Jamie Foxx. Allerdings machen alle Beteiligten ihre Sache gut, herrlich chillig macht vor allem Jamie den Song hörenswert.
Mit "Last of a dying Breed" kommt ein richtiger Megabrecher daher, der pompös-imposante Beat passt perfekt zu Luda's krassen Reimen und Lil' Waynes Stimme, der zur Abwechslung mal wieder ordentlich rappt. Der Refrain verrät zu was der Track gut ist: "MC means move the crowd"!
WOW! DJ Premier mit einem richtig dicken New York Beat auf "MVP"! Ungewohnt für Mr. Bridges, aber er macht seine Sache auf diesem Juwel von Premier richtig gut! Der gescratchte Refrain passt hier wie die Faust aufs Auge, sehr geiler Solo-Track von Luda.
"I do it for Hiphop" ist ähnlich gelungen, denn mit Ludacris, Nas & Jay-Z auf einem Track kann man nicht allzu viel falsch machen! Smoother Song.
"Do the right Thing" mit Common & Spike Lee ist abermals ein Highlight, der mit Trompeten & Flöten daherkommende Beat von 9th Wonder überzeugt völlig! Beide Gäste tun ihr Übriges! Use your brain homie, do the right thing!
Luda gelingt hier ein wirklich gelungenes Album. Sicherlich kein Klassiker der in die Annalen der Down South Historie eingehen wird, aber ein gutes Album allemal. Als Anspieltips eignen sich "Southern Gangsta", "Last of a dying breed", "MVP" und "Do the right thing"!
Fans von Luda werden hier sowieso zugreifen, doch auch allen anderen sei dieses Album durchaus empfohlen.

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Freitag, 12. Dezember 2008

Threatmantics - Upbeat Love

Unsere Wertung: ****

Upbeat Love

Rock ’n’ Viola: Das walisische Trio vereint auf seinem Debüt Unvereinbares

Die Threatmantics sind eine Rock-’n’-Roll-Band. Und natürlich sind sie nicht irgendeine R-’n’-R-Band. Das mag daran liegen, dass der Leadgitarrist der Threatmantics eine Viola spielt und dass Schlagzeug sowie Keyboard von ein und derselben Person bedient werden – und das gleichzeitig. Das walisische Trio hat bislang zwei Singles veröffentlicht, die von hübsch-hässlich-schmutzigen Orten und freudigen Gedanken künden. Das Debütalbum „Upbeat Love“ war zunächst als Demo geplant, dann wurde es EP, dann Minialbum und präsentiert sich jetzt als flügger Longplayer, der bereit ist, das Nest zu verlassen. „Upbeat Love“ ist ein knackiges Acht-Track-Album bis zur Unterkante Oberlippe vollgepackt mit schmutzigem, irrem Rock ’n’ Roll, in dem sich Viola und Gitarre mit archaischen Rhythmen einen gnadenlosen Kampf um hymnenhafte Melodien liefern.

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William Fitzsimmons - Goodnight

Unsere Wertung: *****

Goodnight

Früher, als Psychotherapeut, hörte William Fitzsimmons Patienten zu, heute erzählt er uns aus seinem eigenen Leben: von seiner Kindheit als Sohn blinder Eltern in Pittsburgh, von vergangener Liebe.

Vermutlich wäre uns der vollbärtige Singer/Songwriter entgangen. Doch weil gleich mehrere seiner Songs in Schlüsselszenen der Krankenhaussoap "Grey's Anatomy" liefen, erscheint "Goodnight" nun mit zwei Jahren Verspätung in Deutschland.

Auch in den USA konnte er seine Karriere dank der TV-Serie anschubsen. Inzwischen vergleichen ihn Kritiker mit Sufjan Stevens, Iron & Wine oder gar Elliott Smith. Völlig zu recht, zumal er auch seinen alten Job nicht aus den Augen verliert. Wenn er traditionelle Folksongs mit dezenter Elektronik durchsetzt und mit gehauchtem Bariton sein Leid mit uns teilt, wird er zum Verbündeten, der uns durch die dunklen Monate bringt.

Bezaubernd! Und ein tolles Weihnachtsgeschenk für die Herzallerliebste!

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Mittwoch, 10. Dezember 2008

Deerhunter - Microcastle

Unsere Wertung: *****

Microcastle

„Microcastles“ ist der Nachfolger des hoch gelobten Albums „Cryptograms“ aus dem Jahr 2006 und wurde innerhalb nur einer Woche in den Rare Book Studios in Brooklyn, NY aufgenommen. Die Band bestand zum Zeitpunkt der Aufnahmen aus vier Musikern: Bradford Cox (der auch mit seinem Projekt Atlas Sound von sich reden machte), Lockett Pundt, Joshua Fauver und Moses Archuleta. Seit damals ist mit Whitney Petty noch weitere Verstärkung an der Gitarre hinzugekommen. Bradford übernimmt auf fast allen Songs den Leadgesang. Cox, der kreative Kopf der Band, verkündete vor einiger Zeit auf seinem Myspace Profil: „My punk days are over!“ Macht Sinn, denn „Microcastle“ überrascht mit lockerem Charme und lässt nur noch stellenweise (z.B. bei „Never Stops“) den wilderen Garage Sound der frühen Deerhunter wieder aufleben. Das beinahe schon sakrale „Activa“ unterstreicht das vielseitige und klare Songwriting der Band, während „Saved By Old Times“ mit einer so kickenden Gitarre daherkommt, dass es auch auf ein Dave Mathews Album passen würde.

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Aimee Mann - One More Drifter in the Snow-New ed.'08

Unsere Wertung: ****

One More Drifter in the Snow-New ed.'08

Weihnachten sollte man einen Gang runterschalten. Stattdessen hetzen die meisten mit Schmalzkuchen in der einen und Geschenkeliste in der anderen Hand von Geschäft zu Geschäft. Glockengeläut und "Rabababam" allüberall machen einen aber auch zum Duracellhäschen. Wahrscheinlich stehen deswegen bei Aimee Mann weder Sakrales noch "The little Drummer Boy" auf dem Programm. Die Songwriterin bleibt auch im Festtagstaumel ein spröder Ruhepol. Die Sammlung ihrer liebsten Weihnachtslieder ist betont ruhig und sparsam instrumentiert; unter Manns "Chestnuts roasting on an open Fire" brizzeln eher die letzten glimmenden Kohlen. Nur bei "You're a mean one Mr. Grinch" gestattet sich die Sängerin ein wenig augenzwinkernde Theatralik. Mit "Calling on Mary" schließt das Album dann mit einer Eigenkomposition im vertrauten Mann-Stil. Sehr beruhigend.

Für uns das beste Christmas-Album seit langer Zeit.

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Dienstag, 9. Dezember 2008

The Knux - Remind Me in 3 Days

Unsere Wertung: *****

Remind Me in 3 Days

I Need A Fresh Cappucino With A Mocha Twist!" Tatsache! Am besten eine ganze Thermoskanne voll – auf Ex. Mein lieber Herr Gesangsverein, wie zur Hölle konnte ich The Knux nur so komplett verpennen? Da kollidiert Outkast'sche ATLieness mit dem XL Neo-Boom Bap der Cool Kids. Und das wiederum mit dem Ultimate-Funk der Artifacts – und was mach' ich? Ich dreh' statt den Lautstärkeregler auf Anschlag sonstwo Däumchen.

Alter Schalter, das hier hebt nicht mal eben die Tür aus den Angeln, sondern ganze Wohnblocks aus der Infrastruktur.

5 Sterne hier! Was sonst!!!

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Montag, 8. Dezember 2008

Plus/Minus - Xs On Your Eyes

Unsere Wertung: *****

Xs on Your Eyes

Auf zwei Listen sind Plus/Minus ganz vorne zu finden: 1. am schwierigsten zu googlende Bandnamen, 2. komplett unterschätzten Bands. Da mit einem neuen Bandnamen nicht unbedingt zu rechnen ist, sollte das New Yorker Indietronictrio zumindest von einer der beiden Listen verschwinden - und auf ganz vielen anderen auftauchen. Bereits seit drei Alben und zwei EPs kombinieren sie elektronische Elemente und Samples mit den Standards einer Gitarrenband und sind trotz intelligentem Songwriting und hochkomplexer Arrangements unglaublich eingängig. Fürs vierte Album haben sie die Geschwindigkeit noch mal runtergefahren und wagen mehr Pop als je zuvor. Jeder Fan von Death Cab For Cutie wird den warmen Gesangsharmonien von Plus/Minus erliegen, und allein der Singleohrwurm "Snowblind" sollte dafür sorgen, dass sie mit "Xs on your Eyes" das letzte DCFC-Album auf der Liste mit den Verkaufszahlen hinter sich lassen.

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EPMD - We Mean Business

Unsere Wertung: ****

We Mean Business

Erick Sermon und Parrish Smith machen seit 20 Jahren Bizness, und nein, HipHop ain't dead ! Mit ihrem neuen Album WE MEAN BUSINESS haben sie erneut unter Beweis gestellt, dass man auch mit 40 Jahren noch BoomRap machen kann.

Es gibt nichts neues zu entdecken bei EPMD, aber ihre Fans kommen voll auf ihre Kosten. Dies auch dank den Features, denn mit Redman, Method Man und Keith Murray sind alle alten Weggefährten dabei. Dazu noch KRS-One, das passt !

"Listen up", produziert von Teddy Riley, ist ein richtiges Dancefloor-Brett, sehr funky und mit Vokoder Einsatz - Deftig !

Auf den übrigen Tracks wie schon erwähnt, nichts neues, aber die Originale aus NYC sollten auch nicht mehr groß experimentieren.

Das Album wäre mir fünf Sterne wert gewesen, allerdings habe ich den Eindruck, dass den Guest-Features bei dem ein oder anderen Beat die Luft ausging......na gut, die Lungen werden auch nicht besser ( Redman, Meth )

Zwei mittelmäßige Tracks lasse ich durchgehen, der Rest überzeugt mich...und wohl auch die Anhänger der beiden EastCoast Veterans!

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Freitag, 28. November 2008

Mr. David Viner - Among the Rumours and the Rye

Unsere Wertung: ****

Among the Rumours and the Rye

David Viner wurde vor einigen Jahren wegen seines astreinen british english von niemand geringerem als John Lee Hooker mit dem Zusatz ,Mr.' geadelt; diesen Zusatz hat er beibehalten, und wenn man diese Platte einmal ganz durchgehört hat, muß man sagen zurecht.

Daß ein britischer Musiker so eine uramerikanische Platte aufnimmt ist schon etwas eigenartig, vor allem weil es sich hierbei um Folk - strictly acoustic - handelt. Er dürfte so ziemlich jeden wichtigen amerikanischen Voksmusik Stil inhaliert haben, denn im Vordergrund steht zwar der Folk, der wird aber immer mit Elementen anderer Richtungen angereichert. Blues - von dem Viner ja kommt - gibt es immer wieder als Stilmittel zu entdecken, ein country feeling erhalten manche songs durch den Einsatz von Fiedel und Banjo, ,Thorn In My Side' wird vom New Orleans Jazz getragen, bei ,Won't Cry Again' denkt man an einen großen verschollenen song von Leonard Cohen und in ,Dig A Hole drängts sich unweigerlich der 80er Jahre TomWaits in's Gedächtnis. Vor allem aber wird man immer wieder an die Arrangements der frühen Platten von ,The Band' erinnert und ,Bow Your Head' kann man eigentlich nur als wunderbaren weissen Gospel song bezeichnen. ,Old Black Crow' wiederum könnte wirklich von denen - also den black crowes - stammen, den es beinhaltet alles was ein southern blues stück braucht, trotzdem ist es eine folk nummer.

So ekklektisch dies nun auch alles klingen mag, diese Platte ist trotzdem sehr homogen, und das liegt zum einen an der Instrumentierung und zum anderen wahrscheinlich daran, daß hier ein schon lange in den USA lebender britischer Musiker mit einem unheimlichen musikalischen Gespür für seine wunderbaren songs sich genau der Stile bedient, die jedem einzelnen seiner songs am besten stehen und trotzdem immer er selbst bleibt. Eine tolle Platte für Weihnachten, oder einfach nur um in der kalten Jahreszeit seine Seele ein bißchen zu erwärmen.

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Hayden - In Field & Town

Unsere Wertung: ****

In Field & Town

Mit seinem fünften Album verwaltet Hayden die Trümmer einer gescheiterten Beziehung.
Der Zeitpunkt könnte für den kanadische Singer/Songwriter nicht günstiger sein, um sich bei dem bislang grob unterschätzten Musiker Rat zu holen: Hayden klingt vielseitig und optimistisch wie nie. Noch immer sind da Songs wie "Damn this Feeling" oder "Weight of the World", mit denen er nur zu Klavier oder Gitarre und Mundharmonika seinem Vorbild Neil Young nacheifert. Doch dann zieht er das Tempo an, wagt mehr Pop und hat mit der Single "Where and when" sogar einen potenziellen Radiohit in der Hinterhand.

Der Kanadier zimmerte mit "In Field And Town" ganz unbeirrt eine sonderbar altmodische wie zeitlos schöne Platte. Es ist doch immer wieder angenehm, von Zeitgenossen überrascht zu werden, die sich einen Dreck um vermeintliche Trends von morgen scheren, die vorgestern schon wieder out waren.

Diese Platte klingt bereits nach wenigen Minuten seltsam vertraut, als hätte man sie vor langer, langer Zeit schon einmal gehört.

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Mittwoch, 26. November 2008

Kanye West - 808s & Heartbreak

Unsere Wertung: ***

808s & Heartbreak

Der arme Kanye. Erst will MTV ihm seinen Award nicht verleihen, dann berauben ihn unerbittliche Reporter an Flughäfen seiner Privatsphäre. Als wäre das nicht schon genug, machen ihm auch noch herzlose Weibsbilder das Leben schwer. Scheinbar zweifelt der Superstar, ob der Preis des Erfolges nicht doch ein bisschen zu hoch ist.

Zum Glück aber hat er ein Millionenpublikum, bei dem er sich über seinen Gemütszustand ausweinen kann. In diesem Sinne ist "808's & Heartbreak" mit seinen größtenteils herzzerreißenden Balladen über unglückliche Liebschaften zu tragisch-emotional geraten, um wirklich Spaß zu machen.

Zur Single "Love Lockdown" gesellen sich thematisch ähnliche Titel wie "Heartless" und "Bad News", die allerdings wesentlich weniger Experimentierfreudigkeit zeigen und sich in handelsüblichem Liebesgejammer erschöpfen. Die einzige Gemeinsamkeit ist der allgegenwärtige Autotune-Effekt. Der bleibt einem übrigens auf keinem Song des Albums erspart, was mit der Zeit ganz schön an den Nerven zerrt.

Ähnlich schwermütig gestalten sich die diversen Tracks, auf denen Mr. West die Schattenseiten des Promidaseins besingt. "My friend showed me pictures of his kids, and all i could show him was pictures of my cribs", singt Kanye in "Welcome To Heartbreak". Tja, ein Millionär hats schwer.

Sogar das selbstbeweihräuchernde "Amazing" wirkt zu traurig um zu überzeugen. Der positive Vibe von Hits wie "Good Life" oder "Gold Digger" kommt während des ganzen Albums nicht ein einziges Mal auf.

Rein technisch betrachtet spielt "808's & Heartbreak" allerdings wie immer auf hohem Niveau. Abgesehen von dem schon erwähnten Stimmeffekt läuft Kanye keinen Trends hinterher, sondern kreiert sie vielmehr. In Sachen innovativer Produktion macht ihm kaum ein Kollege was vor. Die Palette reicht von klassischen Streichern und Pianos bis zu techno-ähnlichen Synthie-Sounds. Man braucht lediglich etwas Zeit, um sich in die teilweise fremdartige Soundwelt rein zu hören.

Dank Melodie- und Rhythmusgefühl liefert Kanye also eine musikalisch hochwertige Platte ab, deren Atmosphäre lediglich ein bisschen zu eintönig und schwermütig ist, um sie wirklich gut zu bewerten. Wer gerade ähnlich depressiv drauf ist, wird sie aber wahrscheinlich rauf und runter hören.

laut.de

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Dienstag, 25. November 2008

The Killers - Day & Age

Unsere Wertung: ***

Day & Age

Das neue Album der Killers... Nunja, wie will man das beschreiben?
Eine Mischung aus Pop mit wenig Rock unfassbar viel Kitsch und trotzallem manchmal gutem Songwriting mit einer Prise Selbstironie doch dagegen zu viel Ernst, zu wenig Krawall, zu viel Pathos und leider... leider... der eine kleine Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Ich muss gestehen, dass mich die Single "Human" nach anfänglichem Zögern irgendwann dann doch hatte. Mit Ihrem Schlagersound und ihrer unfassbar eingängigen Melodie. Nachdem ich nun auch noch eine Reviews gelesen hatte, mache mich das neue Album doch sehr sehr neugierig. Leider bin ich doch enttäuscht worden. Die Songs sind zwar eingängig, doch die Band, die als die neue "Rocksensation" gefeiert wird/wurde, lässt eines vermissen: den ROCK! Wo ist der hin? Hat ihn jemand gesehen? Ernsthaft... ICH finde ihn in den 11 Songs von Day & Age kein einziges Mal. Und wenn man von den wenigen Gitarrenriffs, die man durch das überproduzierte Schmachtwerk heraushört auf ROCK schließt, muss man auch ein Album von Take That oder sogar Hupfdohle MIKA als Rock bezeichnen.
Schade! Denn gerade für Ihre eingängigen Riffs bewunderte man die Killers gerne und oft.
Ein absolutes No-Go auf dem Neuen Killers Album ist das saublöde Saxophon, das so manchen guten Song doch wieder in die Disco-80er-Porno-Hintergrund-Dudelei zurückzerrt, aus der er gerade versuchte aufzusteigen. Dafür 1,5 Sterne Abzug. Denn das nervt gewaltig und hätte eigentlich vermieden werden können. Denn das letzte was wir wollen ist ein Revival der 80er-Tröte Saxophon. Das konnte damals schon keiner hören und will jetzt auch niemand mehr.
Der Rest des Albums versinkt leider unter den hohen Erwartungen. Dafür die restlichen 0,5 Sterne. Klar... die Killers haben sich neu erfunden und bringen auch oft und gerne neue Sounds. Das ist GUT, versteht mich nicht falsch! Das ist sogar zwischendrin SEHR GUT! Doch im Ganzen ist das Album eindeutig das schwächste Album der Killers. Sogar schwächer als Sams Town. Und komischerweise wurde dieses noch von der Presse zerrissen. Doch scheinbar treffen die Killers nun den Nerv der Mitt-40er Musikredakteure. Denn anders kann ich mir diesen Hype nicht vorstellen.
Schwache Vorstellung. Passt nach Las Vegas:
Viel Tamtam... leider wenig dahinter.

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Freitag, 21. November 2008

Dido - Safe Trip Home

Unsere Wertung: ****

Safe Trip Home

Fünf Jahre hat sich die britische Erfolgssängerin Dido für das dritte Album Safe Trip Home Zeit gelassen, Zeit, in der sie sich musikalisch weiterbildete. Dafür sind die meisten der elf neuen Songs erstaunlich unauffällig, zurückhaltend und still ausgefallen. Die vordergründigen Beats sind bis auf eine moderate Untermalung der ersten Single „Don't Believe In Love“ weggefallen. Stattdessen greift sie mit Produzent, Mitkomponist John Brion - und auch wieder ihrem Bruder Rollo - zu einer ganzen Reihe von Instrumenten; sie selbst sogar etliche Male neben Gitarre und Keyboards auch zum Schlagzeug, etwa auf der sanften Streicher-Ballade „Quiet Times“ und dem verträumten Pianolied „Burnin Love“. Vieles bewegt sich jedoch im Bereich verhaltener, flächiger Arrangements aus Streichern und Synthiklängen, die Didos feine Stimme nicht zudecken. Spannend fiel ihre Zusammenarbeit mit Brian Eno bei „Grafton Street“ aus, einem tieftraurigen Abschliedslied, bei dem Mick Fleetwood am Schlagzeug sitzt, und zum Schluss sogar Didos Blockflöte zum Einsatz kommt. Auch „Let's Do The Things We Normally Do“ bricht mit rhythmischen Strukturen, verspielten Sounds und schönen Chören aus der insgesamt elegischen kammermusikartigen Stimmung aus. Mit „Us 2 Little Gods“ über das perfekte Liebesglück kommt dank Wurlitzerpiano und Gitarren sogar etwas Übermut auf. Tut gut bei so wenig Dynamik und traurigen Texten. Richtig gut.

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Dienstag, 18. November 2008

Nickelback - Dark Horse

Unsere Wertung: ****

Dark Horse

Genre Rock

Mit dem Opener-Doppel "Something In Your Mouth" und "Burn It To The Ground" startet das Quartett aus Alberta eine ziemlich coole Party.

Zwar wird es soundtechnisch nie so richtig dreckig, dazu sind die Kanten und Ecken nach wie vor zu glatt gebügelt. Doch textlich macht Chad Kroeger keine Gefangenen, singt ein Hochlied auf so manche Schnitte, die man selber mal gern flach legen würde, und lässt dabei kein Bier ungeköpft. Rock'n'Roll eben.

Ein Song wie "Next Go Round" macht ordentlich Dampf. Egal was irgendwelche Möchtegern-Rocker behaupten: Nickelback haben Eier! Bei aller Eingängigkeit und Melodie hat auch der Chorus jede Menge Drive. Damit nicht genug ist "Shakin' Hands" eine locker groovende Southern Rock-Nummer, die ins selbe Horn stößt wie das auch nicht schlecht rockende "S.E.X.".

Vielleicht ein wenig melodramatisch geht es bei "Just To Get High" zu, doch wenn der Text der Realität entspringt, will ich nichts gesagt haben. Musikalisch zeigen sich Nickelback vor allem in der Bridge von einer recht rauen Seite, die durchaus gefällt.

Dass dahinter was zum Kuscheln kommen muss, ist fast klar und so steht mit "Never Gonna Be Alone" auch schon die Paradeballade bereit. Das mag manchem zu schmalzig sein, aber die Jungs wissen auch auf dem Gebiet einfach, was sie machen.

Ebenfalls was für die ruhigeren Momente taugen "I'd Come For You" und das nur bedingt als Ballade zu bezeichnende "If Today Was Your Last Day". So sehr sich an den Balladen auch die Geister scheiden mögen, muss eigentlich die Single "Gotta Be Somebody" als das belangloseste Stück auf dem ganzen Album bezeichnet werden. Geteilte Reaktionen wird aber auch das finale "This Afternoon" hervorrufen, das mit der entspannten Sonntagnachmittags-Atmosphäre bei mir ebenfalls punktet.

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Samstag, 15. November 2008

Die Toten Hosen - In aller Stille

Unsere Wertung: ****

In aller Stille

Nach drei etwas schwächeren Alben besinnen sich Die Toten Hosen wieder auf ihre Stärken und überraschen mit einer erstklassigen CD, die ihnen viele Kritiker nicht mehr zugetraut haben dürften.

Selbst manch treuer Fan hat allenfalls in seinen kühnsten Träumen daran geglaubt, dass die Düsseldorfer Punkrocker noch einmal eine Platte wie Unter falscher Flagge, Ein kleines bisschen Horrorschau oder Auf dem Kreuzzug ins Glück abliefern würden. Doch mit In aller Stille gelingt es den Hosen tatsächlich, an das Qualitätsniveau ihrer Klassikerscheiben anzuknüpfen. Die Songs kommen wieder deutlich besser auf den Punkt, leben von griffigen Reimen, originellen Melodien und intelligenten Texten und transportieren vor allem etwas, das auf den letzten Hosen-CDs fehlte: rohe, ungezügelte Energie. In aller Stille ist als Albumtitel pure Ironie, denn die Scheibe schenkt dem Hörer in erster Linie harten, lauten Punkrock, der eine angenehme Britpunk-Schlagseite aufweist und einige der heftigsten und dynamischsten Riffgewitter der Hosen-Historie enthält. Die Band präsentiert sich außerordentlich spielfreudig und liefert mit "Strom", "Innen alles neu" und "Alles was war" einige ihrer besten Songs seit vielen, vielen Jahren ab. Selbst beinharte Verfechter des "Früher war alles besser" werden an diesem Hosen-Werk ihre helle Freude haben.

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Dienstag, 11. November 2008

Pain - Cynic Paradise

Unsere Wertung: ****

Cynic Paradise

Genre      Metal

Peter Tägtgren und sein Dancefloor-Kommando Pain sind zurück und sorgen mal wieder für kräftig Bewegung in den Beinen und Ärschen.

"Cynic Paradise" ist mal wieder ein Album ohne Ausfälle. Wie auf den Vorgängern auch verpasst der Opener "I'm Going In" erst einmal eine heftige Klatsche und peitscht gnadenlos nach vorne. Genau wie auf "Psalms Of Extinction" geht es nach einem kurzen Intro mächtig zur Sache. Die aggressiven Vocals in der Strophe erinnern fast ein wenig an Marco Hietala. Das ist nicht die einzige Nightwish-Parallele, denn Anette Olzon gibt sich bei den potentiellen Singles "Follow Me" und "Feed Us" die Ehre. Die rockige Stimme der Frau passt perfekt zum Material von Pain.

Eigentlich könnte man aber jede Nummer der Scheibe auskoppeln und Tanzflächen damit füllen. Egal ob straight groovende Sachen wie "Monkey Business", das fast schon swingende "Reach Out (And Regret)" oder die typische Pain-Kost "Generation X" oder wieder was Schnelles und Hartes der Marke "Don't Care" oder dem titelgemäßen "Live Fast - Die Young". Der Mann weiß einfach, wo es lang geht.

Dass Abwechslung und unerwartete Töne aber nie schaden, ist Herrn Tägtgren ebenfalls bekannt. So steht mit "Have A Drink On Me" ein weiteres, absolutes Highlight auf der Scheibe. Nicht nur was die absolut geile Western-Slide-Gitarre und den relaxten Beat angeht. Der Text, der sich als absolute Sauf-Hymne offenbart ist unschlagbar und rangiert ganz dicht bei Volbeats "Still Counting". Mit Computer-Effekten ist derweil das experimentelle "No One Knows" konzipiert.

Die Texte von Peter sind einmal mehr ausgesprochen gelungen und hintergründig. Bei einem Albumtitel wie diesem kommt der Zynismus erwartungsgemäß nicht zu kurz, trifft dabei aber immer und zielsicher den wunden Punkt.

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James Yorkston - When the Haar Rolls in

Unsere Wertung: ****

When the Haar Rolls in

Genre      Kammer-Pop

Ein schönes, ehrliches Album: Der schottische Songwriter präsentiert sein Meisterwerk.

James Yorkston stammt aus East Neuk of Fife, einem Landstrich im Osten Schottlands. Neben der Beta Band und Kate Tunstall ist er Teil des sehr quirligen Fence Collective, einem Zusammenschluss von Musikern der Gegend. „When The Haar Rolls In“ ist bereits Yorkstons viertes Studioalbum und bei aller Bescheidenheit ein kleines Meisterwerk. All die Ambitionen, die Schönheit und das Pathos, all die Versprechen seiner vorhergehenden Werke erfüllen sich hier. Sogar die satten Arrangements tauchen auf der selbst produzierten CD des Songwriters wieder auf. Mitgeholfen haben neben seiner Begleitband, den Athletes, die englischen Folk-Legenden Norma und Mike Waterson (The Watersons), Nancy Elizabeth Cunliffe und Olly Knight (Turin Brakes). Wie ein Landschaftsmaler Wolken so tupft James Yorkston zahlreiche Instrumente in seine Arrangements. Sie wickeln die Songs ein und geben ihnen Wärme und Würde. So entstand ein schönes, ehrliches Album, das sich am besten in Begleitung eines 18 Jahre alten Caol-Ila-Whiskys genießen lässt.

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Freitag, 7. November 2008

Grace Jones - Hurricane

Unsere Wertung: *****

Hurricane

Genre      Dance Pop

Ladies and Gentleman, das legendäre Exzessmonster ist zurück: Nachdem Grace Jones fast 20 Jahre komplett von der Bildfläche verschwunden war, legt sie als 60-Jährige das coolste Album des Jahres vor. Miss Grace Jones hat es gar nicht nötig, sich soundmäßig dem Jetzt anzubiedern, sie setzt einfach ihre eigene Marke - und ist damit als lebendes Gesamtkunstwerk so zeitlos wie zeitgemäß. Für "Hurricane" verbündete sich die Jamaikanerin erneut mit ihren Landsmännern Sly & Robbie, mit denen sie bereits in den 80ern Dub und New Wave auf grandiose Weise fusionierte. Wieder ist Reggae die Grundlage, mit der sie macht, was sie eben will: Mal singt sie im Duett mit ihrer Mutter den Gospelklassiker "Amazing Grace", dann unterwandern Quietscheentchensounds die maschinengleiche Arbeit der Rhythmussektion, und als steilen Gegensatz zum Sprechgesang und den ins Mikro gehauchten Parolen reißt sie sich mit der sehr intimen Ballade "I'm crying (Mother's Tears)" plötzlich alle Masken vom Gesicht. Musikgeschichte schreibt Grace Jones allerdings vor allem mit der Übersingle "Corporate Cannibal" - und beschämt damit alle Protestsänger. Denn ihre bedrohliche Unterkühltheit kann es sogar mit dem globalisierten Kapitalismus aufnehmen.

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Samstag, 1. November 2008

Fort Knox Five - Radio Free DC

Unsere Wertung: *****

Radio Free DC


Genre      Funk

Meine Fresse, lassen diese Jungs es krachen. Direkt vom Mothership beamen Fort Knox Five ihren Funk mit Warp-Schub ins Jahr 2008. Der Opener "Insight" gibt die Marschrichtung vor und spätestens beim Refrain von "Funk 4 Peace", wissen wir: "You've got to funk - funk for peace".

Das lässt sich bei den deepen Grooves der Washingtoner niemand zweimal sagen. Hier wird Party noch mit großem P geschrieben. Vor dem Funk prangt vorläufig ebenfalls ein dickes, fettes P. Folgen wir also bereitwillig dem Hosianna von Fort Knox Five.

No Parking On The Dancefloor gilt auch für "How To Start A Band". Danach morphen die aus der DJ-Szene stammenden Musiker den Funk behutsam Richtung Lateinamerika. "Sao Funky" ist angesagt. Das P vorm Funk verschwindet allmählich. Spätestens wenn sie Elektro und Latin durch den Funkwolf drehen ist klar, dass sie gerade erst angefangen haben, sich warmzuspielen.

"The FK Strut" groovt wie Seuche - und kommt dabei ganz ohne Voices aus. Endlich spielt auch das Baritonsaxophon mal wieder die ihm musikgeschichtlich zugewiesenen Hooks. Yeah! So Etwas könnte sich auch die Funkeminenz Maceo Parker aus dem Horn drücken: 98% Funk.

Disco, Dub und Dance verarzten die Jungs, wenn der "Killa Soundboy" auf die "Party Pushers" trifft. "The Wonder Strikes Again" ist Dancehall pur. Hübscheste Philly-Streicher erhellen den Himmel über dem sonnenfreundlichen "The Spirit Of '75". Dann dreschen die Herren mit Big Beats auf auf den Funk ein: "Papa Was Stoned".

Bei "Uptown Tricks" geht es nochmal herzhaft zur Sache, bevor "Not Gonna Take It" das Album Reggae-esk beendet. Die Konturen ihres Repertoires zeichnen Fort Knox Five von Old School bis New School, vom Spirit of '75 zum Clubbeat '08, von Funk zu Punk, von Soul zu Rap und Disco zu Dub.

Niemals, wirklich niemals, erlebt man ihre Mixkunst als Spiel mit Polaritäten. Denn nicht nur auf "Funk 4 Peace" zelebrieren Sitar-Samples neben verzerrten Livegitarren den P-Funk und verschmelzen zu einem organischen Ganzen. Fort Knox Five verstehen ihr Handwerk so gekonnt, dass es nur ein Fazit gibt: Kaufen, auflegen, abtanzen!

laut.de

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Mittwoch, 29. Oktober 2008

Anastacia - Heavy Rotation

Unsere Wertung: **

Heavy Rotation

Genre      Pop

Nachdem sich Anastacia von Album zu Album gesteigert hat und man den Eindruck hatte, daß sie mit dem letzten Album ihren Sound gefunden hat, ein Sound, der erdig, direkt, rockig, poppig und trotzdem sehr echt war, nun dieses wohl bisher schlechteste Werk ihres künstlerischen Schaffens.

Die erste Single "I can feel you" ist erstaunlich schwach, klingt nach Füllmaterial aus der Zeit ihres ersten Albums, der Rest von "Heavy Rotation" wird leider nicht besser.

Grundsätzlich ist gegen gut gemachten Plastikpop nichts zu sagen, wenn er gut produziert ist (siehe Kylie, Sugababes usw), aber diese krude Mischung aus ihrer diesmal extrem gepressten Stimme und den überraschend langweiligen Arrangenements macht wirklich keinen Spaß.

Das Ziel ist klar: Endlich in den USA mit angebiedertem Sound einen Hit zu landen. Das wird nicht funktionieren. Zu schwach ist das hier dargebotene. Und auch viel zu schwach für "ihren" Markt Europa, in dem sie so mal nebenbei 20 Mio Alben verkauft hat.

Das war dann diesmal wohl nichts.
Schade um eine eigentlich tolle Künstlerin. Das nächste Album wird dann wohl die Schicksalsfrage stellen:
War es eine einmalige Verirrung mit falschen Beratern oder hat Anastacia ihr Pulver bereits verschossen? Ich tippe voll guter Hoffnung auf ersteres.

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Dienstag, 28. Oktober 2008

Pink - Funhouse

Unsere Wertung: ***

Funhouse

Genre      Pop Rock

Pink-Album Nummer fünf. Chronologisch aneinandergereiht klingt das in etwa so: "Post-pubertärer Pop-Rock, der sich langsam freischwimmt, dem aber die Massentauglichkeit im Weg steht."
Bei diesen neuen Album stimmt das alles immer noch!

Anders ausgedrückt: Es bleibt alles erwartungsgemäß Pink bei Fräulein, pardon, Frau Alecia Moore. Die Platte, passenderweise "Funhouse" betitelt, gleicht einem Los vom nächstbesten Kirmes-Stand: Man weiß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, was einen erwartet, dem Charme der blinkenden Lichter kann und will man sich aber nicht erwehren und kauft trotzdem eines. Von einer "Niete" wage ich zwar nicht zu sprechen, der Hauptgewinn ist uns aber auch dieses Mal nicht beschert.

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Freitag, 24. Oktober 2008

Bloc Party - Intimacy

Unsere Wertung: *****

Intimacy

Genre     Indie Electro Pop

Die erste Single "Mercury" hatte es ja schon angedeutet. Bloc Party schlagen mit dem dritten Album eine etwas elektronischere Richtung ein. Es hat auf jeden Fall nicht mehr viel mit Indie-Rock zu tun. "Intimacy" ist für mich aber auch der Beweis, das man elektronische Beats mit Indie-Rock vermischen kann, statt sie nur nebeneinander stehenzulassen.
Die erneute Zusammenarbeit mit den Produzenten Paul Epworth("Silent Alarm") und Jacknife Lee sorgt dafür, dass der Sound trotz aller Experimente unverwechselbar Bloc Party bleibt.
Z.B. die Single "Mercury", die mit Dark-Electro-Elementen spielt. Klassische Indie-Rock-Kost sind hingegen die Singles "Halo" und "Signs". Für mich ist "Intimacy" eine musikalische Weiterentwicklung. Eine echt stramme Leistung!!! Glückwunsch!!!

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