Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
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Freitag, 5. August 2011

Little Dragon - Ritual Union

Unsere Wertung: ****
Ritual Union

Das Cover verspricht Asiatisches, und wer sucht, wird auch fündig. In "Shuffle" zum Beispiel. Aber eine Erklärung, wie die Göteborger Elektroband um Sängerin Yukimi Nagano klingt, ist das noch nicht. Schwedisch? Vielleicht, wenn man bedenkt, dass Lykke Li Schwedin ist und Miike Snow zumindest zu zwei Dritteln. Aber insgesamt ist Little Dragon eher eine Band, die sich allzu einfachen Erklärungen verweigert. Elektrosound hält die mal vertrackten, mal melodischen Songs zusammen. Naganos Stimme lässt ihre Soul- und R'n'B-Fähigkeiten erahnen, spielt diese Karten aber nie voll aus. Von düsteren Untertönen bis zur Tanzbarkeit: Alles bleibt angenehm vage. Mit ihrem dritten Album finden Little Dragon definitiv ihren Weg - und sitzen zwischen allen Stühlen fest im Sattel.


1822direkt





Montag, 1. August 2011

Sbtrkt - Sbtrkt

Unsere Wertung: ****
Sbtrkt

Bislang experimentierte Aaron Jerome hauptsächlich mit instrumentalen EPs, die sich der zeitgenössischen britischen Bassmusik frönten. Für sein Debütalbum überrascht es dann umso mehr, dass er sich in der klassischen Produzentenrolle zurücklehnt, dafür zahlreichen Gast-Vokalisten den Vordergrund gewährt. Das Ergebnis ist ein Genre-Crossover, das sich als unverbrauchte Mischung aus Post-Garage, Dubstep-Pop und R&B-Dance verbuchen lässt. 

Damit reserviert er sich eine ähnliche Nische, die direkte Nachbarn wie James Blake oder Jamie Woon bereits im vergangenen Jahr global für sich proklamierten. Mit dem Unterschied, dass Jerome singen lässt.

SBTRKT kitzelt stimmungsvolle Sequenzen aus den Synthesizern, gönnt ihnen atmungsaktiven Raum für Klang und Atmosphäre. Auch wenn er ein weiterer englischer Produzent ist, der die Spielgärten von House, Dubstep und UK Funky durchpflügt und für sich beansprucht, stechen seine Songs stets eigenwillig heraus, sie sind akustisch gebrandmarkt, auf eine positive Weise.

Heraus kommt ein farbenfrohes Album, das nicht umsonst in manch Fachkreisen als Future-Pop betitelt wird. Das sich der Basskultur verschreibt, ohne ihr verschuldet zu sein. Das zugänglicher als Blake und Woon erscheint und obendrein breitere Facette in sich trägt. Ebenbürtig in den Bässen und Sub-Anhängern, mit ausgewogener Balance seiner in Beziehung stehenden Einzelteile.



1822direkt





Sonntag, 31. Juli 2011

Red Hot Chili Peppers - Blood Sugar Sex Magik

Unsere Wertung: *****
Blood Sugar Sex Magik

Herzlichen Glückwunsch zum Zwanzigjährigen!!!

"Blood sugar sex magik" wird von vielen Peppers-Fans, gerade von den "Insidern", als die beste Red-Hots-Platte überhaupt angesehen. Und das völlig zu Recht.

So scharf waren die Red Hot Chili Peppers noch nie: Mit "Blood Sugar Sex Magik" gelang dem Freak-Vierer ein pulsierendes, energisches Album.

Mit wertvoller Unterstützung durch den Produzenten Rick Rubin fanden die Peppers genau die richtige Mischung von Punk, Funk und Hip-Hop. Selbst bei einer Spieldauer von 74 Minuten hat dieser Durchbruch von 1991 Kontinuität und Zusammenhang, sowohl innerhalb des jeweiligen Stückes wie auch bei den 17 Tracks insgesamt. Begleitet von Riding Flea's antreibendem Bass liefert Anthony Kiedis seine aufklärerischen Texte mit dem Flair eines Rappers, rühmt die Tugenden (und weist hin auf die Gefahren) von Sex und Drogen. Klagende Balladen wie "Breaking the Girl", "I Could Have Lied", und der Hit "Under the Bridge" geben dem Album Tiefe und schaffen einen Kontrast zu der rohen Energie von "Mellowship Slinky in B Major", "Funky Monks" und "Give It Away". Rubin verschmilzt meisterhaft John Frusciantes rauhe Gitarre mit unwiderstehlichen Grooves.


Wolf Gang - Suego Faults

Unsere Wertung: *****
Suego Faults

Manchmal tragen Kinder von verständnisvollen Akademikern die schwersten Kreuze auf ihrem Rücken. Das mit dem Punkrock etwa, funktioniert bei ihnen einfach nicht. Max McElligott alias Wolf Gang mag das beste Beispiel sein. „Ich hatte in meiner Jugend nichts, gegen das ich rebellieren konnte“, sagt der Brite. Seine Freude am Lärm wurde von den Eltern gefördert. Das Klavier lernte er mit zwei, drei Jahren ohne jeden Zwang zur Harmonie. Und als er 13 oder 14 war, stand plötzlich ein Vierspurgerät auf dem Tisch.

Der Teenager beschäftigte sich fort­an damit, Perkussives und allerhand Hintergrundrauschen aufzunehmen, zu mischen und wieder abzuspielen, gerne auch rückwärts. Nebenher trommelte er in einer Rockband.

Aus den obskuren Vierspuraufnahmen sind herrliche Popsongs geworden, nachzuhören auf dem dieser Tage erscheinenden Albumdebüt Suego Faults, das unter dem ominösen Banner ‘Alternative Symphonic Pop/Rock’ läuft. Klingt komisch, erinnert aber – im positiven Sinne – an Bands wie die von Fridmann (MGMT, The Flaming Lips, Mercury Rev)  produzierten Bands sowie die klassisch glimmernde Riege um Gypsy & The Cat und – nun ja – The Naked And Famous.

Mit der aktuellen Single “Lions In Cages” hat McElligott auch einen überaus sympathischen Opener am Start: Glammiger Electro-Pop mit Indie-Charme und einem Hauch “Punching In A Dream” mündet in einen eindringlichen wie gigantischem Refrain, der mit vom genialen Gesang lebt. Dabei erinnert der Wolf Gang-Mastermind oftmals an MGMT-Stimme Andrew VanWyngarden zwischen den leicht fistelig intonierten Strophen und der Kopfstimme im Hauptteil. Mit den lebhaften “The King And All Of His Men” und “Dancing With The Devil” haben sich zwei weitere Hit-Kandidaten auf das Album geschlichen, die nach designierten Werbehits klingen und sich ein wenig von den übrigen Songs abheben.

Der Grundtenor auf “Suego Faults” ist ein überaus ruhiger und entspannter, verspielter Alt.-Pop steht im Vordergrund. “Something Unusual” hat beinahe etwas von Dream-Pop, geprägt von kleineren Chor-Passagen und Streichern aus der Dose – Atmosphäre dominiert ebenso wie vielschichtige Arrangements. Zu den Highlights dieser relaxten Seite zählt vor allem “Back To Back”, dessen Refrain zwar ein wenig lauter, verhältnismäßig angriffslustig wirkt, ansonsten aber problemlos neben “Electric Feel” von MGMT stehen könnte. “Where Are You Now” überrascht mit einer Foals-Melodie und einer aufheulenden Gitarre in den finalen Sekunden, während der Rausschmeißer “Planets” versöhnliche Töne anschlägt, sogar ein wenig Spector und balladeske Queen einbringt, ja beinahe als Radiosong durchgehen könnte, wenn da nicht die sympathische Überlänge nebst psychedelischem Finale wäre.

Weitestgehend vertraute Klänge in einem neuen Gewand hat “Suego Faults” zu bieten: Max McElligott nimmt die populären Electro-Pop-Sounds der letzten Jahre mit, verbindet sie mit verträumten Flaming Lips-Klänge, Spector-Klangwänden und Indie-Charme zu einer hitverdächtigen Masse zwischen vereinzelten Uptempo-Bastarden und auf Atmosphäre ausgerichtetem Slowfood. Herausgekommen ist ein sympathisches Debütalbum mit faux-symphonischen Elementen, die tatsächlich sehr Wolf Gang-artig sind – populäre Klassik im zeitgenössischen Gewand, wenn man so will. Einfach toll!