Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
die TuneSpy CD-Reviews

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Samstag, 12. April 2008

TuneSpy Video Clip Show 3

Viel Spaß mit unseren ausgewählten MusikVideoClips gefunden auf YouTube!

Regelmäßig durchforsten wir YouTube nach tollen Clips, die wir immer wieder in einer kleinen Show hier präsentieren wollen.

Heute: Perlen, neu, aber verdammt gut!




Kaizers Orchestra - Maskineri

Unsere Wertung: ****

Maskineri

Kaizers Orchestra aus Norwegen bieten wieder einen tollen Mix aus Rock, Indie, Tangorhythmen, russischen bzw. orientalischen Einflüssen und und und ...
"Maskineri" ist vielleicht nicht ganz so eingängig wie der Vorgänger Maestro, dafür aber irgendwie spannender. Die Songs sind melodisch-rhythmisch, einige Titel wirken etwas düster, absurd, fast beklemmend. Trotzdem - oder auch gerade deshalb - ist es ein abwechslungsreiches Vergnügen, diese Platte anzuhören. (Auch wenn man kein Norwegisch kann !)

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Freitag, 11. April 2008

Forward Russia - Life Processes

Unsere Wertung: ****

Life Processes

Schritt nach vorne: zweites Album der englischen Indie-Rocker

Das zweite Album von Forward Russia ist für das englische Quartett ein großer Schritt nach vorne. Nicht nur, dass die Band aus Leeds mit Cooking Vinyl zum ersten Mal ein schlagkräftiges Label im Hintergrund weiß, auch der Sound hat sich geändert. War das Debütalbum noch ein aufgekratzter und leicht theatralischer Hardcore-Versuch, hat Produzent Matt Bayles (The Blood Brothers, Mastodon, Minus The Bear, Pearl Jam) mit "Life Processes" ein veritables, aber immer noch kantiges, explosives Indie-Rockalbum geschaffen. Auf den elf Tracks, die diesmal nicht durchnummeriert sind, sondern richtige Namen tragen, haben die vier ihren eruptiven Sound geschliffen. Das Ergebnis ist ein geschlossenes, komplexes und von Könnerhand geschichtetes Hörerlebnis, in dessen Mittelpunk stets Tom Woodheads schneidige und unverwechselbar schöne Stimme steht.

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Van Morrison - Keep it simple

Unsere Wertung: ****

Keep It Simple

Es war in den letzten Jahren etwas unübersichtlich geworden. Diverse "Best Of"-Zusammenstellungen neben eigenen Alben, die mehr musikalischen Randgebieten zugeordnet waren - aber kein wirkliches Van Morrison Album. Dafür aber jetzt.

Mit "Keep It Simple" hat er es sich offensichtlich selbst leicht gemacht. Denn selten klang er so entspannt und in sich selbst ruhend. Kein Song verbreitet Hektik, er selbst gibt den Blues, der Frauenchor setzt ein, unterstützt ihn und nach dem auch die Bläser/Gitarre/Mundharmonika das Thema übernommen haben endet der Song. So oder ähnlich geht es auf diesem Album daher. Van Morrison klingt dabei gravitätisch, über den Dingen schwebend und hat seinen Gesangstil gedämpft - er moduliert/scattet nicht mehr so oft.

Die Songs sind teilweise von erhabener Schönheit, als hätte er zurück zu seinen besten Zeiten gefunden. Erwähnenswert u.a.: "Keep It Simple", "Song Of Home", "How Can A Poor Boy". Passend dazu werden einige Alben von ihm wieder veröffentlicht. So z.B. die Klassiker "Avalon Sunset", "Tupelo Honey", "Wavelength" oder "Back On Top".

Ein Album von zeitloser Schönheit. Der Mann hat noch immer den Soul!

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The Kooks - Konk

Unsere Wertung: ****

Konk

Höchstens jede fünfte Jungsband aus England reißt auch bei uns was. Und wer von den wenigen Auserwählten kommt schon über ein Erfolgsalbum hinaus? Für The Kooks aus Brighton stehen die Chancen nicht schlecht. Die Singles ihres Debüts schafften es bis ins Mainstreamradio, und nach mehreren Deutschlandtouren füllen sie mittelgroße Hallen.

Der Nachfolger "Konk" klingt längst nicht mehr so wild und unbedarft, doch das Quartett um Lockenkopf Luke Pritchard gleicht den verlorenen Charme durch verbessertes Songwriting aus. Um große Vielfalt bemüht streifen sie erneut durch Britpop, Ska, Reggae und Blues und liefern ein gutes Dutzend knackiger Songs mit eingängigen Melodien.

Wer einfach gute Musik hören will, ganz abgesehen davon ob sich die Band weiterentwickelt hat, liegt hier richtig. Wenn man die Scheibe 4-5 mal durch hat entdeckt man genauso viele schöne eingänige Songs, wie auf Inside in/Inside out.

Anspieltipp: Shine On!; Absoluter gute Laune Song mit catchy "scha la la" Gesinge.

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Merz - Moi et Mon Camion

Unsere Wertung: ****

Moi et Mon Camion

Dem hochgelobten 99er-Debüt von Conrad Lambert folgte eine sechsjährige Pause, ehe sich der Brite aka Merz 2006 mit "Loveheart" eindrucksvoll zurück meldete. Zwischen Electronica, Folk und Indiepop bewegt sich auch sein drittes Werk "Moi Et Mon Camion", das der reiselustige Singer/Songwriter nach seiner Umzugsfirma benannt hat.

"Ich habe versucht, auf dem Album ein Gleichgewicht von akustischen und elektronischen Klängen herzustellen", kommentiert der Multiinstrumentalist. Die Stimmung der Platte verströmt trotz aller Vielschichtigkeit eine ungeheuren Ruhe. Durchaus melancholisch, aber nie resignierend.

Seine wunderbaren Melodien sind detailliert und behutsam arrangiert. Eigentlich kann man in diesem Fall nicht von Elektrofolk sprechen, angemessener ist Kammerfolk, der elektronische Elemente ganz verhalten in die Songs integriert. Einzig bei dem experimentell anmutenden "Shun" rückt die elektronische Instrumentierung in den Vordergrund.

Die gezupfte Akustische instrumentiert den großartigen Opener "Moi Et Mon Camion", das theatralisch-ruhige, mit Bläsern und Streichern gepolsterte "Malcolm", das und die famosen "No Bells To Left" und die Conrad mit einnehmendem Gesang vorträgt. Mal ganiert mit sphärischem oder skurrilem Backgroundgesang, mal mit Glockenspiel, sanften Synthie-Einlagen oder Vogelgezwitscher.

Das sich steigernde "Call Me" gefällt mit sachter E-Gitarren- und Pianobegleitung und den gospeligen Backing Vocals der Herren von The Earlies. "Presume Too Much" ist wohl der Hit der Platte, der mit einer Melodie aufwartet, die Travis oder Keane zur Ehre gereichen würde; "Lucky Adam" zieht mit E-Gitarren und Tamburin das Tempo an. Hier präsentiert sich Conrad Lambert überraschend extrovertiert und gutlaunig und kontrastiert Textzeilen wie "You know I love you, but I don't know how lucky I am/ feel like a pitiful fool".

Mit "Cover Me" schlägt er dann wieder leise Töne an, um schließlich zu einem kratzbürstigen, psychedelischem Finale auszuholen. Conrad Lambert beschließt das Album mit "The First & The Last Waltz" sentimental, aber hoffnungsvoll mit der reduziert gezupften Akustischen und Violinenspiel.

Mit "Moi Et Mon Camion" stellt Merz seine außerordentlichen Qualitäten als Songschreiber und Arrangeur erneut eindrucksvoll unter Beweis. Tolles Werk, das bei aller Sanftheit durchaus Reibungsflächen bietet, die aber nie den Fluss des Albums stören.

Review by laut.de

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Robert Forster - The Evangelist

Unsere Wertung: ****

The Evangelist

Robert Forster seelbst beschrieb das Album kürzlich folgendermaßen: "Es umfasst 10 Songs und ist mein erstes Soloalbum seit 11 Jahren. Im Mai 2006 starb Grant McLennan, mein songschreibender Partner, und das bedeutete das Ende der Go-Betweens. Ich war mir nicht sicher, ob ich jemals wieder eine Platte aufnehmen würde, aber in diesem Sommer ist sie einfach zustande gekommen. Es ist ein sehr ehrliches Album. Sieben der Songs habe ich geschrieben und drei entstanden in Zusammenarbeit mit Grant. Adele und Glenn von den Go-Betweens sind mit von der Partie. Es ist kein zweites Oceans Apart - es ist etwas anderes, allerdings mit Spuren in die Vergangenheit, und ich bin stolz darauf."



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Christina Stürmer - Laut-Los

Unsere Wertung: ***

Laut-Los

Sich selbst und ihren Fans muss Christian Stürmer nach ihren zahlreichen Erfolgen eigentlich nichts mehr beweisen. In den letzten drei Jahren mischte die 25-jährige Sängerin aus Österreich mit ihren beiden Longplayern Schwarz Weiss und Lebe lauter auch in Deutschland die Charts auf. Trotzdem sucht sie konsequent weiter nach neuen künstlerischen Herausforderungen und präsentiert nun mit Laut-Los ein Unplugged-Album.

"Laut-Los" ist ein höchst charmanter Zeitvertreib fürs Warten zwischendurch. Eine Bestands- und Momentaufnahme, die ewigen Casting-Mäklern erneut vor Augen führt, dass es sich bei Christina Stürmer und Band um ernstzunehmende, junge Künstler handelt. Können, Einsatz und Spielfreude dominieren auf "Laut-Los" eindeutig - mit ihrem mittlerweile schon einige Jahre andauernden Erfolg sollte inzwischen klar sein, dass es sich bei der Österreicherin nicht um eine lediglich kurz aufglimmende Sternschnuppe handelt.

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Donnerstag, 10. April 2008

Turner Cody - First Light

Unsere Wertung: ****

First Light

Der junge Mann aus New York ist karrieretechnisch bei uns noch ein Frischling, während er sich in seiner Heimatstadt New York als musikalischer Querdenker der Antifolkszene bereits einen Namen gemacht hat. Sein Debüt von 2007 klang allerdings überraschend traditionell, mit am Establishment (Dylan, Oldham, Cohen) geschulten Songs. Der Nachfolger setzt dort an und fügt Swing- und Ragtimeelemente, Blues und 60er-Pop hinzu. Man denkt unwillkürlich an Adam Green, mit dem er neben der Schrulligkeit auch den Sinn fürs Lakonische teilt. Oder an Herman Düne, jene schwedischen Weltenbummler, für die Cody gelegentlich den Bass zupft. Unbedingt entdecken!

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Mittwoch, 9. April 2008

BMX Bandits - Bee Stings

Unsere Wertung: ****

Bee Stings

"Bee Stings" heißt die neue Komposition der BMX Bandits aus Glasgow, und es braucht nicht lange, bis sich dieses vertraute Gefühl im Bauch wieder aufbaut. Bereits den ersten Song "Take Me To Heaven" nimmt man wörtlich und erinnert sich an die stets schmerzlichen, aber wundervollen Momente im schottischen Pop-Highland.

Die Gruppe um Hauptsänger Douglas T. Stewart gibt es nun schon seit 1986, seitdem herrscht ein ständiger Wechsel zwischen den Mitgliedern. Hier kamen und kommen Musiker aus dem befreundeten Umfeld wie Teenage Fanclub, Nice Man & The Bad Boys, Belle & Sebastian oder The Soup Dragons. Alle sind sie Teil der kleinen Verletzungen, die sich auch auf "Bee Stings" massiv ausbreitet.

Die Liebe, ein Mysterium, ob schmerzhaft oder schön, steht nach wie vor bei den beiden Songschreibern Stewart und David Scott im Vordergrund. Kleine Stiche, die mitten ins Herz oder knapp daneben treffen, aber dennoch merklich sind. Mit Rachel Mackenzie wurde eine Dame gefunden, deren Stimme sich harmonisch an die führende Melodie anschmiegt und für die Stewart sogar einen Drachen erschlagen würde.

Derartige Gefühls-Gewalten kann man nachvollziehen, wenn man sie in der einfach nur hinreißenden Version von Will Oldham's "After I Made Love To You" hört. Noch nie spürte der Bandleader diese Lebendigkeit: "Es ist der Traum eines jeden Künstlers, jemanden zu finden, der einen beim Singen immer wieder inspiriert."

Die gesamte Formation, dazu gehören Schlagzeuger Stuart Kidd, Gitarrist Jamie Cameron und Brian McEwan am Bass, klingt vorzüglich miteinander. Ein wenig Funky-Rhythmen in "Sing The Things", Pfeifen-Romantik von Scott und Kidd in "Just Remember I'm A Woman" und die Glockenspiel-Ästhetik zu Beginn von "Rachel Eating Ice Cream At A Truckstop In Japan". Diese Sound-Variationen mischen sich unter die vorwiegend beschwingten Indie-Popsongs, die man allesamt gleich in die Arme schließt. Mehrstimmiger Gesang und Klavier-Einsatz unterstützen die tragischen Momente. Kummer und Romantik schlängeln sich unter die leidvollen Sommerbrisen, wie man sie auch von Camera Obscura oder eben Nice Man kennt. "I Know A Secret" ist ein wahres Lieblingsstück.

Die Verneigung zu Brian Wilson und der Beach Boys-Nostalgie werden immer wieder deutlich mit Songs wie "Foggy" hervorgehoben. Natürlich kann es auch diesmal keine BMX Bandits-Platte geben ohne Mitwirkung eines befreundeten Künstlers. "Our Secret Life" stammt aus der Feder von Norman Blake (Teenage Fanclub), der sich wunderbar in die "Bee Stings"-Schönheit anpasst. Schwärmen muss man für diese zwölf Songs. "The Last Song" mag man gar nicht hören, weil die Platte endlos weiter laufen sollte. Man will sie immer und zu jeder Zeit hören.

Übrigens, schon gehört? Vögel bauen gerne mal Alltagsgeräusche in ihren Gesang ein. Das Klingeln von Handys oder die Melodie von Popsongs. Das imitieren eines Radioweckers hat man schon häufiger vernommen, aber wie schön wäre es, auf der Straße entlang zu spazieren und plötzlich trällert der Zilpzalp ein BMX Bandits-Stück über die Dächer der Stadt. Herrlich!

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Gus Black - Today Is Not the Day..

Unsere Wertung: ****

Today Is Not the Day..

Diese Musik geht runter wie Rotwein mit Creme fraiche!



Gus Black ist ein verkanntes Genie. Während Kritiker den Singer/Songwriter aus Los Angeles längst mit Genregrößen wie Damien Rice und José Gonzáles vergleichen, hinkt er bei den Verkaufszahlen deutlich hinterher. Vielleicht ist Gus Black aber auch selbst Schuld am verwehrten Ruhm. So schön sein reduzierter Akustiksound schon immer war - bisher gelang es ihm stets, jedes Album durch zweifelhafte Rockausbrüche zu verwässern. Zur fünften Platte hat er der alten Band den Laufpass gegeben und wagt endlich radikale Leisetreterei. Schon immer waren Gus Blacks Songs offene Wunden. Doch statt sie wie bisher unter dicken Mullbinden zu verbergen, lässt er sie jetzt von dezenten Streichern und einer singenden Säge pflegen. Und spätestens wenn er von den Sängerinnen HT Heartache und Constance Baker gestützt wird, klingt sein Schmerz genauso schön wie der eines Damien Rice.



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The Felice Brothers - The Felice Brothers

Unsere Wertung: ****

The Felice Brothers

Eigentlich könnte man meinen, dass mit Akustikgitarren, Stimmen, Harmonika und den gewohnten Akkordreihenfolgen mittlerweile alles gesagt ist. Klar, das Feld umfasst nicht nur Bob Dylan, Neil Young und Joni Mitchell. Die drei haben es aber so stark geprägt, dass Vergleiche unvermeidlich sind. Doch dann ertönen die Felice Brothers aus den Lautsprechern - und alles ist anders.

Drei Brüder aus dem ländlichen New York an verschiedenen akustischen Instrumenten, ein irgendwo aufgegabelter Zocker am Bass, jede Menge Alkohol und ebenso viel Spielfreude - so lassen sich die Komponenten stichwortartig zusammenfassen. Der Schritt von einer U-Bahn-Station in Manhattan zur Vorband von Bright Eyes und zu Conor Obersts Label Team Love war kurz, doch der Combo ist die Feuchtigkeit hinter den Ohren nicht anzumerken. Fast schon routiniert spielt sie sich durch die fünfzehn Stücke des Albums.

Bestechend ist die Frechheit und Leichtigkeit, mit der die Brothers verschiedene Stile vermischen und mühelos Zitate einbauen. Dabei machen sie einen spontanen Eindruck. Der Sound, leicht breiig und immer ein bisschen schepp, passt gut zur Stimmung, die sich zwischen Saloon und Honkytonk bewegt.

Allein "Whiskey In My Whiskey" ist den Erwerb der CD wert. "I put some whiskey into my whiskey / I put some heartache into my heart / I put my boots on the old dance floor / I put three rounds, Lord, in my Eleonore", singt James Felice mit gebrochener, gleichzeitig amüsierter Stimme, begleitet von einem Ensemble an Klängen, die zu später Stunde entstanden sein dürften. Wäre der Gesang noch ein bisschen rauer, hätte Tom Waits seine helle Freude gehabt.

Das Album ist von Beginn an facettenreich. Der Opener "Little Ann" beginnt behutsam, mit einer gezupften Akustikgitarre, einer Orgel und einer ruhigen, tiefen Stimme. Im weiteren Verlauf kommt eine Mundharmonika hinzu. Neil Young trifft auf Will Oldham. Dann überrascht "Greatest Show On Earth" mit einem Ragtime-Piano und immer neuen Instrumenten, die aus dem Stück schließlich die würdige Begleitung zu einer Beerdigung in New Orleans machen. Im Studio scheint es ziemlich lustig zugegangen zu sein, denn nicht nur hier tritt ein bunt gemischter Chor auf.

"Frankies Gun!" besticht durch sein Ziehharmonika-Intro, das zum Mitschunkeln animiert, gefolgt von einer Begleitung, die den Takt gerade noch hält. Der Text handelt auch hier von einer Schießerei. Waffen spielen überhaupt eine große Rolle auf dem Album, wirken aber nicht bedrohlich, sondern wecken Erinnerungen an die Murder Ballads, die in der US-amerikanischen Folklore eine zentrale Stellung einnehmen.

Gerade darin liegt der große Verdienst der Felice Brothers: Sie wecken Neugierde am beeindruckenden Corpus an traditionellen Stücken, die bis in die zweite Hälft der 20. Jahrhunderts entstanden. Die Musik also, die Johnny Cash inspirierte, obwohl die religiösen Elemente hier fehlen. Die Themen behandeln sie originell und mit der einen Prise Humor, die nie schadet.

Fünfzehn Tracks sind vielleicht drei oder vier zuviel. Das Album hätte nicht gelitten, wenn "Goddamn You, Jim!", "Wonderful Life" und "Don't Wake The Scarecrow" nicht dabei gewesen wären. Dennoch ist es ein Werk, das sich im Gedächtnis fest setzt und Lust auf viel mehr macht. Danke, Conor Oberst, dass du uns die Gebrüder Felice gebracht hast!

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Dienstag, 8. April 2008

Rolling Stones - Shine a Light

Unsere Wertung: ****

Shine a Light (Soundtrack + Kinogutschein / 2 CD Limited Edition exklusiv bei Amazon.de)

Diese Dopperl-CD ist ein Soundtrack und Live-Album in einem.

Martin Scorsese, der mit The Last Waltz, dem legendäre Abschiedskonzert von The Band den vielleicht besten Film seiner Art überhaupt machte, hat mit Shine A Light zwar einige - zugegeben hochgesteckte - Erwartungen enttäuscht (trotz Albert Maysles exzellenter Handkamera nicht wesentlich interessanter als die Theatre Show auf Four Flicks), am Soundtrack gibt's dafür aber nicht viel auszusetzen. Eine geschickte Songauswahl mit einigen selten live gespielten Nummern - u.a. All Down The Line", Little T & A", Loving Cup" mit einem leider recht zurückhaltenden (weil atypisch verschüchterten?) Jack White - und vielen der üblichen Hits - Jumpin' Jack Flash" gleich zur Eröffnung, Start Me Up", Brown Sugar", Satisfaction"... - , alles mit Verve gespielt und dennoch nicht so routiniert, dass es fad würde: nicht mehr und nicht weniger wünschen sich die meisten Fans. Besonders gut gelungen sind die Versionen von Some Girls" und Richards' fragiles You Got The Silver". Warum allerdings Christina Aguilera auf Live With Me" dabei sein muss bleibt rätselhaft. Kein Wunder, dass sich Keith Richards kurz nach dem Konzert nicht mal mehr an ihren Namen erinnern konnte (aber: sexy ass", immerhin). Sehr wohl erinnerte er sich dafür an einen andereren Gast: Buddy Guy, der mit einer glühenden Version von Muddy Waters' Champagne & Reefer" für den absoluten Höhepunkt des Albums sorgt und von einem ehrfürchtigen Richards als Dank dafür prompt dessen Gitarre in die Hand gedrückt bekam - der schönste Moment des Films. Fazit: eines der besseren Stones-Livealben, für Fans sowieso Pflicht, für alle anderen durchaus empfehlenswert.

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Montag, 7. April 2008

Guilty Simpson - Ode to the Ghetto

Unsere Wertung: ****

Ode to the Ghetto

Guilty Simpson hat sich für sein Debütalbum aber Zeit gelassen - immerhin liegt Dillas Tod auch schon wieder mehr als zwei Jahre zurück. Und was noch mehr verwundert: Lediglich ein Beat legt auf "Ode To The Ghetto" Zeugnis von Dillas Genialität und Liebe zum Detail ab. Nun, wer im fast biblischen Alter von 31 Jahren sein Debütalbum präsentiert, macht unmissverständlich klar, dass er keine herkömmliche Karriere im schnelllebigen Rap-Geschäft anstrebt.

"Ode To The Ghetto" ist also die Essenz aus drei Jahrzehnten Lebenserfahrung in einer Umgebung, die in Sachen Lebensqualität kontinuierlich abgebaut hat: Detroit. Dort wich die einstige Motown-Harmonie der harschen Realität einer urbanen Krise. Die Auto-Industrie zog ab, die Arbeitslosigkeit und Kriminalität stieg - heute ist Detroit zu weiten Teilen eher urbanes Brach- als kulturelles Hochland, auch innerhalb des 8 Mile-Gürtels.

Dort wurde Guilty Simpson also sozialisiert, und von dort stammen die Geschichten, die der Rapper mit seiner schnodderigen Bass-Stimme erzählt. Im steten Fluss aus verbaler Aggression und wüsten Beschimpfungen gehen Battle- und Reality-Rap Hand in Hand. Klar ist das kein Thema für die breite Masse, aber Guilty Simpson bekommt seine Schecks ja auch nicht von Def Jam, sondern von der Indie-Institution Stones Throw aus Los Angeles.

Verkaufsargumente gibt es dennoch zur Genüge, denn allein die Hälfte der musikalischen Untermalung stammt vom Bruderpaar Jackson, das auch in Nicht-Rap-Kreisen bereits den einen oder anderen Musikliebhaber überzeugen konnte. Madlib, der ältere Jackson, zieht etwa zwei Überbleibsel seines "Beat Konducta In India"-Beatalbums aus dem Zylinder, bei denen er gewohnt grobkörnig Voice-Samples und Drum-Schnipsel zusammenwürfelt ("American Dream", "Pigs").

Ähnlich simpel kombiniert er Rock'n'Roll-Nummer und Schlagzeug auf "She Won't Stay At Home" - Grund genug für Guilty, nicht dem zu battlenden Kontrahenten, sondern der Damenwelt die lyrische Klatsche zu geben. Egal ob Madlib mit Quasi-Orchester deutlich opulenter zu Werke geht ("The Future") oder sich im Sample/Handclap-Schema an "Champion Sound"-Zeiten orientiert ("Yikes"), Guilty Simpson teilt mit unnachahmlicher Gleichgültigkeit aus, als würde er Ameisen mit der Schuhsohle zerquetschen.

Ähnlich läuft es auf den Beiträgen des jüngeren Jackson Oh No, der musikalisch einmal mehr seiner Videospiel-Obsession frönt ("Footwork") oder eine, wahrscheinlich beim großen Bruder stibitzte, Bollywood-Platte mit Drums versetzt ("Ode To The Ghetto"). In genau jenem Titeltrack erklärt Guilty dabei seine Umwelt und sich selbst deutlich: "Concrete jungle, the hood, the block. Late night shoot outs, the weed, the rocks. Evil cops, pimps, the whores. Drug wars, bloodshed galore. I traveled the world. Did this and that, been to so many places but still come back. My ode to the struggle."

Guilty Simpsons große Stärke ist seine Konsistenz. Es macht keinen Unterschied, ob er auf dreckigsten Mr. Porter-Beatmonstern ("Robbery" und "Getting Bitches") reitet oder zu Dillas vielschichtiger Soundcollage schunkelt ("I Must Love You"), Guilty Simpson traktiert das Mic mit seinem Einton-Flow ohne den Hauch einer Ablenkung. Dabei bewegt er sich so genial nahe der Grenze zur Langeweile, dass der Zuhörer keine Chance hat, sich von der Stimme zu lösen - die Personifizierung des Emcees, der seine Raps aus dem Ärmel schüttelt.

Besonders gut funktioniert das natürlich in Zusammenarbeit mit Sean Price, dem New Yorker Flow-Äquivalent, und Black Milk, dem offiziellen Dilla-Nachfolger aus der Heimat Detroit. Beim Track "Run" gibt sich das Trio vielversprechend motiviert hinsichtlich des angekündigten Kollaborationsalbums. So wie es aussieht, will sich Guilty Simpson also nicht noch einmal so lange Zeit lassen, bis man wieder etwas von ihm zu hören bekommt.

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