Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
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Samstag, 25. April 2009

Bob Dylan - Together Through Life


Unsere Wertung: ****

Eigentlich hatte man erwartet, dass Dylan mit Album Nummer 46 weitermacht in der Richtung die seine letzen beiden Alben Love & Theft und Modern Times vorgaben: Zeitlose, souveräne Blues- und Folk-Songs wie aus der Prä-Rock&Roll-Ära. Ein Bruch ist Together Through Life nun nicht geworden, aber Dylan setzt viele überraschende neue Akzente: Da sind die prägnanten Texmex-Klänge mit dem Akkordeon David Hidalgos von Los Lobos und die ganze Grundstimmung des Albums - man fühlt sich wie auf einer Reise an der mexikanischen Grenze entlang, mit Dylan, Robert Johnson und Tom Waits als Reisepartner. Neu auch, dass die Songs vom Grateful-Dead-Songschreiber Robert Hunter mitverfasst wurden. Und vor allem: Die Songs treffen noch viel stärker ins Herz als auf den letzen beiden Alben - dort wo sich beim Hören auf Modern Times Ehrfurcht und Hochachtung einstellten fließt bei Together Through Life Herzblut. Ein fantastisches Album - ob Together Through Life nun "das Beste, Schönste und Größte, was der Meister in den letzten dreißig Jahren seinem Publikum ausgeliefert hat" (Süddeutsche Zeitung) ist oder einfach nur ein Werk, das mit Alben wie Oh Mercy und Time Out Of Mind, den großen Dylan-Werken der 80er und 90er, auf einer Stufe steht ist dabei an sich gleichgültig.

Montag, 20. April 2009

Jeremy Jay - Slow Dance


Unsere Wertung: ****

Als Teenager tanzte man den Blues auf allen Feten und war glücklich, den Schwarm zum langsamen "The Power Of Love" von Frankie Goes To Hollywood umarmen zu dürfen. Jeremy Jay nennt seine zweite Platte nun ganz programmatisch "Slow Dance" und entführt uns in eine skurrile Retro-Glam-Popshow.

Ganz ungeniert setzt der Kalifornier auf das schwarze Schaf der Populärmusik: Eine frostige Frühachtziger-Synthetik haftet owohl optisch als auch musikalisch an ihm. In Popper-Frisur und androgyner Körperhaltung knüpft er an sein Debüt "A Place Where We Could Go" nahtlos an.

Eisige Synthesizer aus Rudis Resterampe zieren nicht nur den Eingangssong "We Were There", sie werden minimalistisch von Bass, Gitarre und Schlagzeug begleitet. Das Tempo gerät ganz allgemein gebremst. "Slow Dance" beschreibt die Tanzsituation aufs Wort und fordert eigentlich zum anschmiegsamen Paartanz auf. Nichtsdestotrotz dürfte das hier doch eher den coolen Komplettstyler auf den Dancefloor ziehen. Uncool is the new cool.

Von Professionalität an den Instrumenten kann bei Jeremy Jay und seinen Mitmusikern übrigens nicht die Rede sein. Aber genau dieser Dilettantismus verursacht gute Laune beim Hörer. Die LoFi-Klänge passen darüber hinaus hervorragend zum Label K-Records. Möglich jedoch auch diese Interpretation: Vielleicht verarscht uns Jay mit seinen cheesy Slowdance-Hymnen auch bloß.

Trotz winterlicher Atmosphäre ist "Slow Dance" ein bewegender Start in den Frühling.