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Freitag, 14. Januar 2011

Social Distortion - Hard Times and Nursery Rhymes

Unsere Wertung: *****
Hard Times and Nursery Rhymes

Über sechs lange Jahre musste man sich gedulden, bis Mike Ness und seine Truppe ein neues Social-Distortion-Album fertigstellen konnten. Hat sich die Wartezeit gelohnt? Meine objektive Meinung: ja, auf jeden Fall! Das Punk-Gaspedal wird zwar kaum noch durchgetreten, dafür tummeln sich auf "Hard Times and Nursery Rhymes" gleich tonnenweise großartige Melodien, eher rockige Töne und jede Menge Emotionen. Nach dem instrumentalen Intro geht es ungewohnt "soulig" mit "California (Huslte and Flow)" los, welches von einem sehr coolen Gospelchor begleitet wird und natürlich promt ins Ohr geht. Chöre, Piano- und Orgelklänge sind auf dem neuen Werk generell vermehrt zu hören. Das heißt nicht, dass dies Überhand nimmt, es ist nur im Vergleich zu den Vorgängeralben so. "Hard Times..." ist keine weichgespülte Platte, allein, weil doch hin und wieder noch die rotzige Punk-n-Roll-Sau von der Leine gelassen wird, wie etwa bei "Machine Gun Blues" oder "Alone And Forsaken". Songs wie "Bakersfield" oder "Writing On The Wall" hingegen transportieren ganz große Gefühle, ohne dabei auch nur ansatzweise kitschig zu wirken. Mike Ness verstand es schon immer, auch dem härtesten Rocker eine Träne aus dem Auge zu drücken.
Der neue Social-D-Output ist einfach wieder mal ein universelles Album. Es ist für diejenigen, die einfach nur feiern wollen, für diejenigen, die an Liebeskummer leiden, für diejenigen, die gerade verliebt sind, für Verbitterte, für Glückliche, einfach für jeden. Da nimmt man auch sechs Jahre Wartezeit gerne in Kauf.

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Mittwoch, 12. Januar 2011

The Decemberists - The King Is Dead

Unsere Wertung: ****
The King Is Dead

Bei The Decemberists ging in den letzten Jahren nichts ohne Überlänge und vertrackte Konzepte: Die Single "The Tain" brachte es mal eben auf 18,5 Minuten, auf dem Album "The Crane Wife" vertonte die US-Folkband ein japanisches Märchen in drei Songs, und ihr letztes Werk "The Hazards of Love" lässt sich nur als Progfolkoper bezeichnen. Man könnte bei Bandchef und Songschreiber Colin Meloy Ermüdungserscheinungen vermuten, denn auf dem sechsten Studioalbum halten sich alle Kompositionen an konventionelle Längenvorgaben, und auch die inhaltliche Klammer fehlt. Doch Meloy hat einfach das für ihn schwerstmögliche Konzept gewählt: Purismus. Die Songs orientieren sich am Countryrock der 70er und schielen im größtenteils akustischen Gewand auf Neil Youngs Meisterwerk "Harvest". Genregemäß hat sich Meloy mit der Alternative-Country-Sängerin Gillian Welsh eine perfekte Gegenspielerin gesucht. Und auch R.E.M.-Gitarrist Peter Buck ist nicht gerade zufällig auf der Gästeliste: "Calamity Song" und "Down by the Water" könnten auch als Americana-Höhepunkte aus den folkigen Anfangstagen von R.E.M. durchgehen. Vor allem aber hat Meloy sein Händchen für Melodien noch stärker spielen lassen. Schon die herzerwärmende Ballade "January Hymn" wird uns mühelos durch den Winter bringen. Doch es folgt auch noch "June Hymn" - und spätstens dann ist klar, dass dieses Album fürs komplette Musikjahr 2011 als Messlatte taugt.

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Dienstag, 11. Januar 2011

Schwefelgelb - Das Ende Vom Kreis

Unsere Wertung: ****
Das Ende Vom Kreis

Das Intro des zweiten Schwefelgelb-Albums ist programmatisch: "Mich soll niemand fragen, in welche Richtung wir fahren, wir suchen nur das Ende vom Kreis", verkündet Sänger Sid alias Jonas Förster. Noch 2008 brachte das Duo vor allem Menschen über 30 durcheinander, als es auf dem Debüt "Alt und Neu" zwar gnadenlos NDW und Synthiepunk der 80er zitierte, dabei aber nur leichte Soundupdates vornahm. Dazu sahen die beiden Jungs aus, als wären sie direkt aus dem Genderseminar auf die Bühne gestürmt, auch wenn sie gar keine Lust hatten, die Geschlechtergrenzen neu zu definieren. Diese Koordinaten behalten sie bei, mischen aber auch aktuelle Elektrotrends unter. Harsche Ravesongs wie "Schwarz Weiss" könnten auch aus dem Katalog von Audiolith oder Ed Banger stammen, - doch Schwefelgelb sind dabei weder witzig noch bitchy. Das Duo bemüht sich lieber um ein tieferes Verständnis der Welt, und so schälen sich aus den brachialen Beats immer wieder klassische Melodien, die an New-Romantic-Helden wie Human League erinnern. Das dürfte auch viele Menschen unter 30 verwirren - und gerade deswegen sind Schwefelgelb mit ihrer Erforschung des Kreises ein gutes Stück vorangekommen.



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