Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
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Freitag, 20. Mai 2011

Retro Stefson - Kimbabwe

Unsere Wertung: ****
Kimbabwe

Retro Stefson stammen aus Island. Diese Band macht keine mystisch-sphärische Musik mit Texten in Fantasiesprachen. Retro Stefson machen Afro-Heavy Metal-Disco-Pop mit 8-Bit-Electro-Versatzstücken, Steel-Drum-Einlagen und Dancehall-Beats. Stets tanzbar, nie langweilig. Genreschubladen? Drauf geschissen.

Entgegen gängigen Vorstellungen von isländischer Musik (mystisch, entrückt, atmosphärisch) klingt die Band aus Reykjavik vollkommen unbekümmert. Die knapp 20-jährigen Musiker wirbeln bedenkenlos Stile durcheinander, reihen karibische Rhythmen an Disco-Bassläufe und verblüffen mit überraschenden Breaks. Tanzen soll man, aber immer zum gleichen Musikstil? Wär' doch langweilig.

Mit "Mama Angola" liefert die Platte den ersten Killertrack. Hier schwurbeln afrikanische Rhythmen, lässt einem das "Oooh oh oh oh" des Refrains und das "Mama Angola" der Strophe nicht mehr los.

Unbestrittener Übertrack ist "Kimba", ein Song, der schon länger im Netz kursiert und der Band nicht zuletzt wegen des grundsympathischen Musikvideos Einiges an Aufmerksamkeit eingebracht hat.

Das von kindlichen Synthies und Dancehall-Beats geprägte "Karamba" wiederholt im eher nachdenklichen Refrain stetig den Songtitel. Obwohl man keine Ahnung hat, was "Karamba" bedeutet, kann man nicht anders als mitsingen.

"Senseni" erinnert zu Beginn an den Wüsten-Blues von Tinariwen und entwickelt sich zu der Tanznummer der Platte schlechthin, nur um dann ab der vierten Minute in uninspirierten Eurodance abzudriften. Hier wäre - ausnahmsweise - weniger mehr gewesen.

Retro Stefson pflanzen einem unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht. Vor ihren Auftritten umarmen sich die sieben Teens sogar im Kreise und brüllen Schlachtrufe. Die Shows sind ungezwungen, voller Energie. Es fühlt sich an als ob diese Band wirklich nichts anderes machen will als gerade jetzt, gerade hier und nur für dich Musik zu machen. Retro Stefson sind unverbraucht, jugendlich - und ja, man darf es so sagen: erfrischend anders.

comdirect



Donnerstag, 19. Mai 2011

Mona - Mona

Unsere Wertung: *****
Mona

Hammer Band...großartiges Album!!!
Ein Kollektiv, das sich anschickt, den Rock'n'Roll zu retten. 
Mona haben sich viel vorgenommen. An mangelndem Selbstbewusstsein werden die vier Lederjacken-behangenen Zeitreisenden aus der James-Dean-Ära jedenfalls nicht scheitern. Mona wollen mit ihrem Debüt nicht weniger erreichen, als dem Musik-Zirkus seine Menschlichkeit zurück zu geben.

Einzelne Song-Highlights aus diesem Album herauszupicken fällt ungefähr genauso schwer wie der Glaube an eine langfristige Karriere der Superstars von DSDS.

Mona packen einen da wo es besonders weh tut, pflegen die Wunden, die sonst keiner sieht und lassen dich nach fünfunddreißig Minuten in einem Sauerstoff-Zelt nach Atem ringen.

Mit faszinierenden Melodiebögen bohrt Mona in der klaffenden Wunde aus Lust und Schmerz. Wie von Geisterhand gesteuert bewegt sich der zitternde Finger in Richtung der Repeat-Taste. Auf ein Neues.

Wahnsinn. Bin wirklich begeistert! Muss jetzt erst einmal weiter Mona hören...

MOOOOOONNNNNNNAAAAAAAAA!!!


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Blitz the Ambassador - Native Sun

Unsere Wertung: ****
Native Sun

Samuel Bazawule aka Blitz The Ambassador verließ einst sein Heimatland Ghana für ein Studium in New York. Nun beschreitet er musikalisch den Weg in die umgekehrte Richtung: "Native Sun" steht ganz im Zeichen Afrikas und ist trotzdem Hip Hop at its best.

Blitz vermischt Afro mit Rap, R'n'B mit traditionellen Gesängen, hypnotische Trommeln mit Scratches, Afrika mit den USA und Europa. Er rappt auf englisch, im ghanaischen Twi-Dialekt und in der afrikanischen Pidgin-Sprache.
Alles zusammen verschmilzt ganz natürlich zu einem von innen wärmenden Soundteppich, keines der einzelnen Elemente drängt sich unangenehm in den Vordergrund.

Wenn Hip Hop sich auf derart reflektierte, experimentierfreudige Künstler verlassen kann, sieht die Zukunft rosig aus. Ansonsten nicht!

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Moby - Destroyed

Unsere Wertung: ****
Destroyed

Moby wie er leibt und lebt: Melancholisch, düster und zum Träumen verführend! Ein tolles Album!

Was mir besonders gut gefällt ist, dass Moby mit "destroyed" wieder zurück zu seinen elektronischen Anfängen geht und mit vielen Soundexperimenten wundervolle Melodien schafft, die unter die Haut gehen. Bis auf die Single "The Day" (die ich auch klasse finde), ist die Platte nicht ganz so rocklastig wie die Scheibe zuvor.

"Be the one" ist der absolute Feger!

Sicherlich hat sich Moby nicht neu erfunden, aber er hat das was er am besten kann, nämlich elektronisch-melancholische Klangwelten erschaffen, in diesem Album wieder großartig umgesetzt. Für Moby-Möger eine absolute Kaufempfehlung! Und für alle anderen auch!

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Classified - Handshakes and Middlefingers

Unsere Wertung: ****
Handshakes and Middlefingers

Der verdiente kanadische Rapper Classified legt mit diesem Album bereits seinen dreizehnten Longplayer vor. Jedoch ist es das erste Album seit seinem Debüt von 1995, das nun durch das renommierte New Yorker Label Decon international veröffentlicht wird. Durch Videos auf MTV Kanada, diverse lokale Auszeichnungen und Touren mit Snoop Dogg, Busta Rhymes, Ludacris oder Nas gehört er zu den erfolgreichsten Rappern seines Landes. Es ist längst Zeit, dass auch die internationale Hip Hop-Szene seine Musik zu Ohren bekommt.

Denn!!!!

Warum dieser Mann nie über den großen Teich richtig vorgestellt wurde und hier immer noch allerhöchstens ein Geheimtipp ist?

Rätselhaft, absolut unverständlich!

Das ist mit Abstand das Beste, das ich in diesem Genre seit einer ganzen Weile zu hören bekommen habe. Nicht nur der Flow, das Storytelling, der Inhalt und die Beats stimmen, beeindrucken und überzeugen. Auch die Person Classified an sich macht einfach einen unverdorbenen Eindruck, fernab von jeglicher Arroganz und nervigem Bling-Bling-Getue. Das ist ein Rapper, der etwas zu sagen hat. Jemand, dem es nicht um das schnelle Geld geht, sondern um die Sache. "You'll never see my shirt wide open / With the chest hair blowing in the wind." Und das ist auch verdammt nochmal richtig so!

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Sade - The Ultimate Collection

Unsere Wertung: ****
The Ultimate Collection

Der Titel ,Ultimate Collection' hält ja eigentlich nie was er verspricht, aber im Falle dieser Zusammenstellung ist man tatsächlich sehr nah dran. Bis auf das Instrumental ,Sempre Hay Esperanza' und ,Cherry Pie' fehlt hier eigentlich nichts Essentielles der wunderschönen Chanteuse. Bei den Remixes hätte man statt ,The Moon And The Sky' noch den Ronin Remix von ,Paradise' draufpacken können, aber das eh hier vertretene Original ist ohnehin sehr gut. Die DVD mit den Videos ist natürlich - wegen Sade - ein zusätzlicher Augenschmaus und daß die Songs chronologisch angeordnet sind macht auch Sinn, denn es zeichnet die Entwicklung vom Jazz-Pop zu den fast dub-mäßigen - leicht an den Trip-Hop erinnernden - Stücke perfekt nach. Die neuen Tracks? Nun ja - das akkustische , Still In Love WIth You' ist ein guter song (besser als vieles auf ,Soldier Of Love') und ,Love Is Found' hat einen ruhigen und doch eigenartig beunruhigenden touch (hätte auch gut auf die letzte Massive Attack gepaßt) und einen guten Groove, aber ,I Would Never Have Guessed' ist schwach.

Das remastering ist exzellent, denn das klingt nun alles viel transparenter und klarer, ohne diese Heimeligkeit zu verlieren, die der Musik von Sade zu eigen ist. Eigentlich braucht man von Sade nicht mehr als diese (fast) rundum gelungene Zusammenstellung.

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Danger Mouse & Daniele Lupi - Rome

Unsere Wertung: ****
Rome
Reise ins analoge Zeitalter mit den Stimmen der Grammy-Preisträger Jack White und Norah Jones. Der "Produzent des Jahrzehnts" ("Paste"-Magazin) schreibt schon wieder Musikgeschichte: Zusammen mit dem italienischen Star-Komponisten Daniele Luppi ("Nine", "Sex And The City") veröffentlicht Danger Mouse (aka Brian Burton) das Album "Rome".

Fünf Jahre haben beide Künstler an dem Projekt gearbeitet. Das Ergebnis ist eine Zeitreise in die Ära vor dem Computer, ohne elektronische Effekte und Tricks. Analog statt digital. Burton und Luppi setzen mit Rome der klassischen italienischen Filmmusik ein monumentales Pop-Denkmal. Statt aufwendiger Technik legen sie den Schwerpunkt auf Handwerk und Kunst: Mit Musikern, die schon an Sergio Leones Kino-Klassikern "Once Upon A Time In The West" (deutscher Titel: "Spiel mir das Lied vom Tod") oder "The Good, The Bad & The Ugly" (deutscher Titel: "Zwei glorreiche Halunken") mitwirkten, entstand ein außergewöhnliches Pop-Album voller Nuancen, intensiv und düster, aber auch zugleich leicht und erhebend. Ein Werk mit einem einzigartigen modernen Sound, dennoch von traditionellen und klassischen Praktiken geprägt.

Burton und Luppi sind Perfektionisten: Sie buchten das legendäre Ortophonic Studio in Rom (jetzt Forum), wo schon der legendäre Ennio Morricone arbeitete, suchten sich passendes Equipment aus den Sechziger und Siebzigern und nahmen live auf Band auf. Für die beiden Leadstimmen gab es kaum eine bessere Wahl: Burton konnte Jack White von den White Stripes (bisher 3 Grammys in der Kategorie "Best Alternative Music Album") überzeugen, die männliche Stimme für "The Rose With The Broken Neck", "Two Against One" und "The World" zu übernehmen, die dieser in Nashville einsang. Die neunfache Grammy-Preisträgerin Norah Jones auf der anderen Seite zeichnete für den weiblichen Part verantwortlich und sang "Season's Tree", "Black" und "Problem Queen" in Los Angeles ein.

Im digitalen Zeitalter wirkt Rome wie ein wundersamer Anarchronismus. Ein Album, wie gemacht für die Ewigkeit, von Menschen, die an die Langlebigkeit von guter Musik glauben.


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