Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
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Samstag, 9. Januar 2010

Tricky Meets South Rakkas Crew

Unsere Wertung: ****
Tricky Meets South Rakkas Crew

Die Trip-Hop-Legende trifft das US-jamaikanische Produzentenduo.

Ein Künstler wie Tricky kennt keine Grenzen. Tricky schlägt Richtungen ein, von denen andere nicht mal zu träumen wagen, erfindet sich und seine Musik immer wieder neu. Doch der Mann aus Bristol teilt seine einmaligen Styles auch mit Kollegen wie Björk, Grace Jones, DMX, Neneh Cherry, Terry Hall, PJ Harvey und Elvis Costello. Diesmal traf er sich mit dem Produzentenduo South Rakkas Crew. Dennis Dow Jones Shaw und Alex G - in Jamaika geboren, wohnhaft in Florida - weisen beeindruckende Referenzen auf: Sie produzierten Hit-Giganten wie Beenie Man, Bounty Killer und Elephant Man und remixten Beck, Justin Timberlake, Alicia Keyes, Duran Duran und Britney Spears. Tricky Meets South Rakkas Crew umreist musikalisch den gesamten Globus, sucht sich aus jeder Ecke der Welt eine Kleinigkeit heraus, schmeißt Hip-Hop, Reggae, Rock, Dubstep, Dancehall und Pop in den Mixer und lässt die fertige Mischung anschließend taktvoll wieder heraus tanzen. Tricky selbst sagt: We come in peace and leave you in pieces . In diesem Sinne ...

Unbedingt mal in den Song "Slow" reinhören. Dies Ding ist ein Superhit!


Throwdown - Deathless

Unsere Wertung: ****
Deathless

Jeder der was für Pantera, Machine Head und Fear Factory übrig hat sollte hier ein Ohr riskieren.
Beim hören der neuen Throwdown fühlt man sich zwangsläufig 15 Jahre zurückversetzt. The Great Southern Trendkill, Burn my eyes und andere Klassiker standen hier eindeutig Pate.
Das heisst jetzt nicht das Deathless ein langweiliger Aufguss oder zusammengeklauter Schrott ist.
Throwdown verstehen ihr Handwerk, nutzen oben genannte Bands lediglich als Einfluss, besitzen jedoch genügend eigene Identität.
Der Neo Thrash der Amis wird zusätlich mit Ohrwurm Refrains wie in This Continuum und The Blinding Light angereichert.
Das macht Laune und sorgt für schnelle zugänglichkeit des Albums.

Dass die Kalifornier inzwischen ein sehr feines Händchen für griffige Melodien besitzen, beweisen sie vor allem in Tracks wie "This Continuum", "Pyre & Procession" und der verdammt melancholischen Powerballade "Widowed". Bis auf einen einzigen, nur mittelprächtigen Song ist "Deathless" also ein verdammt starkes Album geworden und lässt 2010 schon mal gut angehen.

Owl City - Ocean Eyes

Unsere Wertung: ****
Ocean Eyes (Digipak)

Perlende, kristallklare, ozeanblaue Electropop-Sounds wie man sie sonst nur von The Postal Service und Imogen Heap kannte. Mitreißende Melodien und eine untermalende, nicht gerade weltbewegende, aber gut zur Musik passende Indiepop-Stimme Adam Youngs.

Die Songs machen allesamt supergute Laune. "Cave in" bretzelt einem gleich wie karibische Sonne auf die Haut, "The bird and the worm" ist wohl der niedlichste Anmachsong, der je geschrieben wurde. "Hello Seattle" perlt einem wieder elektronisch aus den Boxen. "Umbrella beach" ist mir ein wenig zu Disco, nicht unbedingt mein Lieblingslied der Scheibe. "The Saltwater room" lässt einen wieder in die Unterwasserwelt abtauchen, diesmal mit einem schönen Duett mit Breanne Duren, spherisch schwebt der Song nur so dahin. "Dental care" ist ein Lied, was der Beschreibung Power Pop entsprechen würde. Wieder ein animierendes Gute-Laune-Lied. "Meteor shower" entwickelt sich bei jedem Mal hören mehr zu meinem Lieblingslied der Scheibe. Eine etwas getragenere Ballade, pianolastig, wieder elektronisch und kraftvoll. Leider etwas kurz. "On the wing" erinnert jetzt sehr stark wieder an Postal Service, Heap und Konsorten, bei dem es einem im instrumentalen Teil warm ums Herz wird. "Fireflies" geht, obwohl Nr. 1 in den Staaten, für meine Begriffe musikalisch etwas unter. Es ist herrlich chartskompatibel, aber nicht das beste Lied der Scheibe. "The Tip of the iceberg" zieht einen mit seinen elektronischen Schleifen wieder in seinen Bann. "Vanilla Twilight" ist wieder ein kristallklarer Song, mit verhaltenem Piano-Anfang bauen sich die spherischen Song-Fragmente nach und nach auf und überschwämmen einen mit einer meterhohen Soundwelle. Als Rausschmeißer gibt es nicht etwa eine getragene Ballade, sondern so, wie man es vom Rest des Album gewöhnt ist, Uptempo-Electropop vom feinsten.
Viele gut gesetzte Akzente lassen dieses Album nicht eintönig, aber trotzdem wie aus einem Guss wirken. Sehr gute Arbeit, Mr. Young. Mehr davon!

Freitag, 8. Januar 2010

Vampire Weekend - Contra

Unsere Wertung: ****
Contra

Zweite Alben sind nie leicht. Was aber macht man, wenn man gleich mit dem Debüt eine der wichtigsten Indieplatten des Jahrzehnts veröffentlicht hat? Nur weil Vampire Weekend die Szene vor zwei Jahren mit Afrobeats offener und toleranter gemacht haben, verlangt natürlich niemand, dass sie sich komplett neu erfinden, um einen ähnlich radikalen Umsturz zu bewirken. Tatsächlich bleiben sie der Erfolgsmixtur treu und hauen mit Songs wie "Run" oder "Giving up the Gun" sichere Hits raus, mit denen sich die Fans ihres Debüts sofort zurechtfinden werden. Trotzdem herrscht auf "Contra" alles andere als Stillstand: Erneut beweisen sie mit großen Ideenreichtum, wie eingängig scheinbar disparate Einflüsse zusammengehen können. Selbst trashige Elektrosounds der 90er klingen bei ihnen cool, mit "Cousins" rocken sie plötzlich wie noch nie, und die Ballade "Taxi Cab" wird vor allem von Piano und Kontrabass getragen. Auch textlich haben sich neue Töne eingeschlichen, denn während das Debüt noch die unbeschwerte Collegezeit der New Yorker widerspiegelte, geht es jetzt um Trennungen und andere Verluste. Und damit haben Vampire Weekend dann eben doch wieder ein Album aufgenommen, das in die Popgeschichte eingehen wird - weil sie das Musterbeispiel für ein perfektes zweites Album abgeliefert haben.

John Mayer - Battle Studies

Unsere Wertung: ***
Battle Studies

John Mayer hat Liebeskummer. Das ist offensichtlich und eigentlich auch bekannt. Nur so ist es zu erklären, dass er sich fast ausschliesslich mit dem Thema Beziehungsdrama beschäftigt. Das ist banal, aber es ist halt seine aktuelle Lebensphase aus der er uns vorsingt. Häufig melancholisch kommt daher das neue Werk von Mayer daher, etwas ideenlos aber immer schön. Der Sound von "Battle Studies" ist klar und das Gitarrenspiel von John Mayer ist, wie auf seinen früheren Alben, bestechend. Im Vergleich zum direkten Vorgänger "Continuum" ist dieses Album weniger bluesig, fast eine Popscheibe, daher ist zu erwarten, dass er einige seiner Fans verärgern wird. Für mich ist "Battle Studies" kein schlechtes, aber mehr durchschnittliches Album, er spielt und singt sich ins Herz - was will man mehr.


Dienstag, 5. Januar 2010

Snoop Dogg - Malice 'N Wonderland

Unsere Wertung: ***
Malice 'N Wonderland

Vom bissigen Dobermann zum braven Pinscher.

So richtig erfüllen kann Snoop Dogg die Erwartungen nicht, was daran liegt, dass er seine Ankündigungen kaum in die Tat umgesetzt hat. Zu viel R'n'B, zu wenig West Coast Flavor und dazu noch die ein oder andere misslungene Nummer lassen wie in den letzten Jahren nicht mehr als eine Durchschnittswertung zu. Allerdings sind auch viel frischer Wind, ein paar Perlen und ein sehr motivierter Oldie mit dabei, was dann doch noch für Glanzpunkte sorgt. Wer Gangsta Rap der alten Schule erwartet, dürfte enttäuscht werden, die Altersmilde hat den Doggfather wohl endgültig erreicht. Diejenigen, die sich mit der Single anfreunden können, sollten Freude an "Malice N Wonderland" haben.

Montag, 4. Januar 2010

Timbaland - Shock Value 2

Unsere Wertung: *
Shock Value 2

Oh, Timbaland - was machst Du da bloß? "Shock Value II" liefert eine erschreckende Demonstration dessen, was dabei heraus kommt, wenn einem eigentlich mit Gespür für Rhythmen, Melodien und Details überreich gesegneten Produzenten die Ideen ausgehen. Uninspirierter klangen Timbaland-Beats selten, überholt tönt es zum ersten Mal. Den einzigen Eindruck, den immer neue Zusammenstellungen von Retortenclaps, Synthiegedudel und im Hintergrund-Chor "Hey! Hey!" skandierenden Homeboys hinterlassen: der des tausendfach Gehörten.

Die Vocals setzen dem Ärgernis die Krone auf: So gut wie keinen Gesangspart lässt Timbaland ungeschoren. Überall muss er einen unsäglich ausgelutschten, anstrengenden, überflüssigen Stimmverzerrer-Effekt darüber legen. Es ist ein Graus.

Devendra Banhart - What Will We Be

Unsere Wertung: ****
What Will We Be

Verrannte sich Banhart in der Vergangenheit in allzu verspielten, selbstgefälligen Klangwelten, arbeitet er diesmal zielgerichteter, ohne nette Schrulligkeiten außer acht zu lassen.

Der Sonderling aus Los Angeles lässt sich schwer einordnen, was einen Teil seiner Ausstrahlung ausmacht. Wesentlich ist natürlich auch, dass er für poppige Gefilde unkonventionelle, aber durchaus geschmeidige Musik macht.

"What Will We Be" ist nicht nur vom Titel her ein wegweisendes Album für Banhart – es ist auch sein erstes für das Major Universal. Ein mutiger Schritt für beide Seiten, denn charttauglich ist das Material nicht unbedingt. Das stellt für das Label ein Risiko dar, aber auch für Banhart, dessen Glaubwürdigkeit an seiner Unabhängigkeit hängt.

Das erste Ergebnis der Zusammenarbeit überzeugt. Banhart hat wieder alles selber gemacht, das Label bietet ihm viel bessere Vertriebswege als zuvor. Auch für den Hörer ein Gewinn, denn Devendra Banhart gehört nach wie vor zum Erfrischensten, was auf dem Markt zu finden ist.