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Freitag, 13. Februar 2009

Morrissey - Years of Refusal

Unsere Wertung: ****

Years of Refusal

Je oller, je doller: Auf seinem neunten Soloalbum klingt der 49-jährige Morrissey rockiger als je zuvor. Nicht zuletzt dank der Produzentenwahl, denn nach dem forschen "You're the Quarry" hat er zum zweiten Mal mit Jerry Finn gearbeitet, der tragischerweise kurz nach den Aufnahmen an einem Gehirntumor verstarb. Auf "Years of Refusal" rückt das Schlagzeug in den Vordergrund und duelliert sich mit Morrisseys Gesang, während weiter hinten mal eine Orgel, mal Trompeten und bei "When I last spoke to Carol" sogar Mariachibläser für Wirbel sorgen. Passend dazu feiert der Ernüchterte in den Texten seinen Rückzug ins Einzelkämpfertum. Nur eine nicht unwichtige Kleinigkeit schmälert diese willkommene Abwechslung nach dem schwülstigen Vorgänger "Ringleaders of the Tormentors": Es fehlt die 100-prozentige Hitsingle. Nachdem er "That's how People grow up" schon mit der letzten Best-of verballert hat, bleibt mit "I'm throwing my Arms around Paris" nur ein 90-prozentiger Popsong. Aber selbst damit macht Morrissey immer noch einen Großteil der Konkurrenz neidisch.

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Mittwoch, 11. Februar 2009

The Airborne Toxic Event - The Airborne Toxic Event

Unsere Wertung: ****

T.a.T.E.

Understatement wird auf den handelsüblichen Waschzetteln der Plattenfirmen seit jeher klein geschrieben. Auch im Fall der Newcomer von The Airborne Toxic Event wird in der Gebrauchsanweisung nicht gerade gekleckert. Eine Mischung aus Radiohead, Arcade Fire und Modest Mouse wird uns da versprochen – kleine Brötchen werden anders gebacken.
Nun sind derlei Vergleiche ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wird umgehend die Neugier geweckt, andererseits werden leichtfertig exorbitante Erwartungen geschürt, die kaum eine Band erfüllen kann.

Doch spätestens, wenn sich das unter pumpenden Bassdrumkicks beständig steigernde Intro des Openers "Wishing Well" in einem geballten Indierock-Freudentaumel entlädt, wird die reservierte Skepsis von der opulenten Orchestrierung kurzerhand weggeblasen. Diese Jungspunde aus Kalifornien können eingangs erwähnten Ausnahmeartisten tatsächlich das Wasser reichen - wenn man Radiohead einmal ausklammert, die in ihrer eigenen Liga spielen.

The Airborne Toxic Event sind von einer ähnlich fiebrigen Hyperaktivität wie Modest Mouse infiziert und versprühen diesen eigentümlichen Charme aus überbordender Euphorie und tiefer Tristesse, den man an Arcade Fire so schätzt. Getrieben von nicht unbegründetem Weltschmerz trotzt das Quintett der lähmenden Lethargie und weckt uns mit einer durchschlagenden Überdosis Adrenalin aus dem Winterschlaf.

Mit "Gasoline" bringen sie auch gleich den überzeugendsten Eisbrecher des noch jungen Jahres aufs Parkett, der mitsamt Ohrwurm-Refrain noch lange in den Indiedissen eures Vertauens nachhallen könnte. Und wer beim folgenden "Happiness Is Overrated" noch nicht auf der Tanzfläche steht, der hat auch noch geschrubbt, als in Villabajo schon gefeiert wurde.

"Sorry. I really lost my Head" singt Mikel Jollet aus voller Kehle. "Dito!", will man ihm in taumelnder Verzückung zurückschreien. Weshalb sonst lässt man sich denn morgens um drei Uhr bitteschön sonst unter der Diskokugel dusselig spielen?

The Airborne Toxic Event kommen hier unerwartet mit den vielleicht zwingendsten Gitarrenhooks seit dem furiosen Debüt von Franz Ferdinand um die Ecke. Auch in rhythmischen Belangen macht dieser elektrisierende Beatbastard keine Gefangenen – die Parole lautet überwiegend Uptempo, was von der solide und versiert agierenden Bass- und Schlagzeugabteilung auch über die Gesamtspielzeit von knapp 38 Minuten unmissverständlich zum Ausdruck gebracht wird.

Der Sänger überzeugt dazu mit variabler Stimmbandbreite und meistert souverän jegliche Zwischentöne auf der Emotionalitäts- und Intensitätsskala. Alle Achtung vor solch einem musikalisch abgezockten Erstlingswerk. Die Hochschulreife haben die Amis locker bestanden, zum Diplom fehlt vielleicht noch ein Fünkchen mehr Eigenständigkeit.

laut.de

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