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die TuneSpy CD-Reviews

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Freitag, 16. Januar 2009

Holmes - Wolves

Unsere Wertung: ****

Wolves

Schaurig führt eine dunkle Klangfläche in den Opener "Possession" ein, ehe das Raunen von einem markanten Basslauf, dem Piano und Akkordeonklängen aufgebrochen wird. Kristoffer Bolander springt mit seinem Gesang auf, dessen Klangfarbe zwangsläufig an die eines Neil Young in seiner "Harvest"- oder "Silver"-Phase und den norwegischen Trauerkloß St. Thomas erinnert. Die Lap Steel zieht dabei bedrohlich ihre Kreise zwischen den Strophen der einnehmenden Melodielinie.
Mit ihrem feinem und unaufgeregten Alternative Country/Folk-Pop macht sich dieses schwedische Quintett nun auf, auch die Herzen der Hörer außerhalb Skandinaviens zu erobern.

Während das wunderbare "Storm" mit flächiger Instrumentierung die Kraft des Openers aufnimmt, agiert die Band im weiteren Verlauf etwas weniger dynamisch und entfaltet mit unaufdringlichen Inszenierungen und zart melancholischen Stimmungsbildern ihre ganze Stärke.

"A New Still Morning" gründet sich wie "David Letterman" auf der Rhythmusgitarre und lebt vom fließenden Akkordeon- und Cellospiel und dem Backgroundgesang der Betti Velickovic.

Zu eingängigen Drums perlt in "Long Waiting" die Mandoline zum sentimentalen Akkordeon, in "Relapse" ergänzt sich das sanfte E-Gitarren-Muster prächtig mit den Klaviertupfern. Die großartige Pianoballade "In The Arms Of Someone Else" spitzt sich zu einem famos instrumentierten, opulenten Finale zu.

Die Akustische gibt in "Satan" den langsamen Walzertakt vor, der Titeltrack "Wolves" beschließt anschließend mit weichen Paukenschlägen und imposanter Streichersektion das Album.

Dieser Band liegt die musikalische Unberechenbarkeit und das Spektakel fern, vielmehr schafft sie mit schlichten wie geschmackssicheren Songstrukturen und absolut zauberhafter Instrumentierung eine unglaublich warme Atmosphäre, die diesen ausdrucksstarken Gesang voll zur Geltung bringt.

Holmes überzeugen mit einem homogenen und gemütlichem Werk, das die allgegenwärtige verträumte Melancholie watteweich bettet, ohne sich im Pathos, Kitsch oder der Beliebigkeit zu verlieren.


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Donnerstag, 15. Januar 2009

Lafee - Ring Frei

Unsere Wertung: *

Ring Frei

War schon Album Nummer 2 kaum zum Aushalten, legt Lafee noch einen drauf:
Auf "Ring frei" beweist sie endültig ihr Antitalent. Da hat sie auch ihre Texte selber geschrieben und das merkt man leider: Das sind peinliche Ergüsse einer knapp Minderjährigen, die dann in Textzeilen münden wie :
"Du willst in eine Villa mit Pool / Dann treibst du's mit dem Gärtner, der Chauffeur sieht zu / Und kommt der reiche Sack doch mal früher nach Haus / Gehst Du dafür auf die Knie und bläst die Kerze aus."
Das ist keine Satire, das ist todernst interpretiert.
Und so gehts die ganze CD lang:

Eine gequieckte und verzerrte Stimme, die abgestandene Pseudoweisheiten von sich gibt, worin (andere) Mädels notgeile, zu allem bereite Gören (Textauszug: "Ihre Röcke sind kurz, ihr Gehabe ist billig / Ihre Absätze hoch, sie ist blöd, aber willig.") und Jungs schlicht pimmelgesteuerte Dödels sind(Weiterer Textauszug gefällig? "Ihr alle wollt doch immer nur das Eine, ihr wollt unsere Berge endlich sehn. Ihr alle wollt doch immer nur das Eine, ihr wollt möglichst schnell zum Gipfel gehen. Ihr alle wollt doch nur das Eine, ihr wollt nur an unser Elfenbein").
Schade, dass Lafee mit zarten 18 schon derart stehen geblieben ist und nicht mehr als dieses aufgesetzte Genöle zu bieten hat.

Diese CD wurde übrigens von Bob Arnz produziert, der auch Granaten wie Zlatko & Jürgen gemacht hat. (Muss man dazu noch was sagen?)

Sorry, Lafee, aber das reicht nicht zu Punkten, der eine steht nur da, weil Nuller hier nicht möglich sind...

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Pattern Is Movement - All Together

Unsere Wertung: ****

All Together

"...wie Final Fantasy ohne Zuckerguss, Patrick Wolf ohne Pathos, Sufjan Stevens ohne Folk und noch vieles vieles mehr. Im gleichen Moment sind sie durch ihre schwindelerregenden Harmoniekonstrukte seltsam und herausragend anders. Eine Platte die dich gefangen nimmt und in eine bessere Welt entführt, in der nur noch Patterns existieren. Der Wahnsinn aus Wiederholungen und Schleifenmelodien wird zum warmen Deckbett."

Auch die Geschichte zum Album passt - zur collagenhaften Produktionsweise und der Theatralik von Andrew's Stimme: als Inspiration zu den 10 Songs des Albums dienten 10 auf der Strasse gefundene alte Photos vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Dennoch "gestrig" wirkt "All Together" garantiert nicht:. Es besitzt Kraft und Fahrt, wirkt gleichzeitig sensitiv und ein wenig androgyn, lappt ins klassische, zappelt dabei mächtig mit den Beinen und erschafft Stimmungen von denen wir gar nicht wussten, dass man darin baden kann.

Ein ganz besonderes Kleinod offenbart sich hier - das bald ganz groß strahlen sollte.

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Dienstag, 13. Januar 2009

Animal Collective - Merriweather Post Pavilion

Unsere Wertung: *****

Merriweather Post Pavilion

Eine Lieblingsband in kleinen Kreisen sind Animal Collective schon lange; es kann aber gut sein, dass sie mit ihrem neuen Opus neue Fans hinzugewinnen. Der Pop-Appeal ihrer freakig-psychedelischen Song- und Soundveranstaltungen ist nämlich drastisch gestiegen, ohne dass sie dabei ihr Gespür für trancig-groovige Atmosphären geopfert haben. An den Gesängen lässt sich immer noch ein Faible für die melancholisch-lustvoll schwebenden Harmonien der Beach Boys erkennen; die anderen Elemente (Sprengen der Songformate,Aufgabe von Refrain etc.) demonstrieren einen experimentellen und improvisationsfreudigen Zugang zur Musik. Selten hat man bei Animal Collective eine solche Balance erlebt zwischen musikalischen Risikozonen und melodieverliebten Strecken. Da kommt einem schon öfter die Assoziation "psychedelisch" in den Sinn; allerdings ist alle Psychedelik hier mit klarem Verstand und kritischer Urteilskraft ausgestattet! Selbst da, wo die Musik gelegentlich ins Uferlose driftet, beweist sie noch einen guten Sinn für Form und Struktur! Ein frühes, mitunter atemraubendes Highlight 2009!

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