Diese Seite versorgt Euch mit kritischen Kommentaren zu aktuellen CD Neuerscheinungen.
die TuneSpy CD-Reviews

Amazon.de MP3-Downloads


Freitag, 10. April 2009

The Virgins - The Virgins

Unsere Wertung: *****

The Virgins

The Virgins sind derzeit die hottest Band from New York City! Man kann fast zugucken, wie THE VIRGINS sich vom hippen Insidertip zum „neuen Ding“ entwickeln. Ihre Single Rich Girls ist schon jetzt ein Hit – in den Clubs, auf Modenschauen in Paris oder im TV bei „Gossip Girl“. Bei den Rezensenten fallen immer wieder Vergleiche mit The Strokes, Talking Heads und Modern Lovers, eben alles was recht, gut und kultig ist. Tatsächlich vereint Rich Girls knackiges Pop-Songwriting mit zwanglosen Achtziger-Einflüssen und groovt unwiderstehlich durch den Gehörgang in die Beine.

Vor allem die androgyne Schönheit von Sänger David Cunning lässt Männern und Frauen gleichermaßen die Knie weich werden. Kein Wunder, dass der Mann seine Brötchen nebenbei als gefragtes Model verdient und aktuell die ganze Band in der Frühjars 09 Kampagne von Hilfiger Denim zu sehen ist.

Alle VIRGINS-Mitglieder haben ihre Jugend in New York verbracht, und sind sozusagen in den Clubs des Big Apple aufgewachsen. Ihre erste EP verteilten sie direkt an die angesagten New Yorker DJs verteilt und hatten kurz darauf ihren Deal mit Atlantic in der Tasche... der amerikanische Rock-Traum.

Gleich ihr dritter Auftritt führte sie als Support von Patti Smith und Sonic Youth während der Paris Fashion-Week auf die Bühne. Das konnte nicht unbemerkt bleiben, schon gar nicht von den Produzenten der hippen TV-Serie Gossip Girls (ab 18.04. auf Pro Sieben), und so fanden THE VIRGINS ihre komplette (!) erste EP aus dem Jahr 2007 überraschend in der Serie wieder. Ihre erste große US-Tournee absolvierten sie dann mit Jet, bevor sie im Vorprogramm der Band of Horses auch Europa beehrten. Jüngst nahmen der NME und BBC Radio 1 die Band in ihre Liste der „Hottest Bands 2009“ auf.

THE VIRGINS - eine Band, die leicht zu lieben und schwer zu googeln ist.


Dienstag, 7. April 2009

Peter Bjorn and John - Living Thing

Unsere Wertung: *****

Living Thing

Man soll den Inhalt eines Buches ja nicht anhand seines Covers vorverurteilen. Das dunkle Bild namens „Trophyroom“ des schwedischen Künstlers Thomas Broomé aber lässt eine Vorahnung aufkommen: Peter Bjorn And John setzen mit Living Thing nicht einfach dort an, wo sie mit Writer’s Block aufhörten. Also nicht bei leichtfüßigem und aufregenden Pop, nicht bei dem Ohrwurm, dem Pfeifsong Young Folks. 2006 war das, und die drei Männer aus Stockholm hätten nach diesem Durchbruch einen ruhmmehrenden Nachfolger präsentieren können. Allen Erwartungshaltungen und Konsequenzen zum Trotze machen Peter Bjorn And John lieber das, wozu sie Lust haben...und das verdammt gut. Living Thing wird dominiert von kräftigen Beats, die wohl den Drum-Computer zum Glühen brachten. Von Tracks mit gebrochenen Melodien und Strukturen, dezenten Störgeräuschen und kleinen Klang-Gimmicks. Songs wie der brillante, reduziert arrangierte Opener „The Feeling“, „It Don’t Move Me“ oder „“I’m Losing My Mind“ tauchen tief in den Elektro-Pop der 80er ein, erreichen locker Depeche-Mode-Niveau. Peter Morén, Björn Yttling – der Anna Ternheims Leaving On A Mayday auf höchster Qualitätsstufe produzierte – und John Eriksson scheuen sich nicht vor einem schrägen, Semi-a-cappella Stück wie „Living Thing“, unterkühltem Minimal-Digi-Dub in „Last Night“ oder sprödem Gitarren-Pop („I Want You!“). So übersichtlich arrangiert die Songs von Living Thing auch oberflächlich klingen mögen, so sehr stecken sie voller liebevoll eingearbeiteter Details und tragen eine unüberhörbare, diesmal eben nicht locker geschwungenen Handschrift.

Was wird denn jetzt die neue Peter, Bjorn And John-Single? Da Rätseln nun mal nicht jedermanns Sache ist, liefern wir natürlich gerne hier und jetzt die Antwort: In den USA, UK und Skandinavien hat man sich für „Nothing to Worry About“ als neue Single entschieden, aber in Australien und Rest-Europa heißt die erste Auskopplung „Lay it Down“.

Und diese Single hat es in sich! Überraschend angriffslustig zeigen Peter, Bjorn And John, was sie am Besten können: Erfrischenden, melodischen, tanzbaren und unverkennbaren Indie-Pop der Spitzenklasse, und das ohne sich an ihrem Erfolgshit „Young Folks“ festzuklammern. Ganz im Gegenteil. Mit dem provokanten Refrain “Hey shut the fuck up boy, you’re starting to piss me off“ bringen PBJ jeden, der dachte, er hätte die Band mit dem Schwiegersohn-Image längst durchschaut, ziemlich aus dem Gleichgewicht. So aggressiv wie der Text vermuten lässt ist der Song jedoch nicht. „Lay It Down“ ist vielmehr ein quietschfideles, schrilles und unerhört catchiges Indie-Juwel mit einer unglaublich mitreißenden Hookline. Dieser rhythmusorientierte Ohrwurm mit gefährlichem Suchtcharakter wird wohl aller Voraussicht nach das neue Lieblingslied all jener, die Samstag abends ausgelassen auf der Tanzfläche brillieren möchten und nun endlich das perfekte Lied gefunden haben, um den Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.

White Lies - To Lose My Life

Unsere Wertung: *****

To Lose My Life

Es ist immer wieder faszinierend: die 80er Retro-Welle rollt und rollt in London - und doch läuft sie sich nicht tot. Egal ob vor ein paar Jahren oder heute, ein Spaziergang durch die Hip-Viertel der Metropole wie Shoreditch zeigt, dass die 80er immer noch den Nährboden für Mode und Musik bilden.

Natürlich ist White Lies keine reine "80er" Band. Aber Ähnlichkeiten zu Don Henley's Boys of Summer oder anderen Hits sind sicherlich nicht zufällig. Erfreulicherweise wird der brave Popsound dieser Ära durch aktuelle und andere Retro-Elemente aufgewertet und verdient so das Prädikat Indie-Rock.

White Lies gehört sicherlich zu den kreativsten und stimmigsten Erscheinungen der letzten Monate. Schön arrangiert, kraftvoll, melodisch. Bei White Lies findet man noch den Indie-Sound, der Bands wie den Killers inzwischen verloren gegangen ist. Es ist erfreulich, dass es immer wieder solche Bands gibt, die innovativ sind, das Genre immer wieder neu erfinden und nicht einfach Existierendes wiederkauen.

Also jeder der die Texte von Joy Division mag, Simple Minds in ihrer besten Zeit liebt und Bands wie Editors und Organ hört sollte, nein muss sich dieses Album kaufen!!!!