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Dienstag, 7. April 2009

Peter Bjorn and John - Living Thing

Unsere Wertung: *****

Living Thing

Man soll den Inhalt eines Buches ja nicht anhand seines Covers vorverurteilen. Das dunkle Bild namens „Trophyroom“ des schwedischen Künstlers Thomas Broomé aber lässt eine Vorahnung aufkommen: Peter Bjorn And John setzen mit Living Thing nicht einfach dort an, wo sie mit Writer’s Block aufhörten. Also nicht bei leichtfüßigem und aufregenden Pop, nicht bei dem Ohrwurm, dem Pfeifsong Young Folks. 2006 war das, und die drei Männer aus Stockholm hätten nach diesem Durchbruch einen ruhmmehrenden Nachfolger präsentieren können. Allen Erwartungshaltungen und Konsequenzen zum Trotze machen Peter Bjorn And John lieber das, wozu sie Lust haben...und das verdammt gut. Living Thing wird dominiert von kräftigen Beats, die wohl den Drum-Computer zum Glühen brachten. Von Tracks mit gebrochenen Melodien und Strukturen, dezenten Störgeräuschen und kleinen Klang-Gimmicks. Songs wie der brillante, reduziert arrangierte Opener „The Feeling“, „It Don’t Move Me“ oder „“I’m Losing My Mind“ tauchen tief in den Elektro-Pop der 80er ein, erreichen locker Depeche-Mode-Niveau. Peter Morén, Björn Yttling – der Anna Ternheims Leaving On A Mayday auf höchster Qualitätsstufe produzierte – und John Eriksson scheuen sich nicht vor einem schrägen, Semi-a-cappella Stück wie „Living Thing“, unterkühltem Minimal-Digi-Dub in „Last Night“ oder sprödem Gitarren-Pop („I Want You!“). So übersichtlich arrangiert die Songs von Living Thing auch oberflächlich klingen mögen, so sehr stecken sie voller liebevoll eingearbeiteter Details und tragen eine unüberhörbare, diesmal eben nicht locker geschwungenen Handschrift.

Was wird denn jetzt die neue Peter, Bjorn And John-Single? Da Rätseln nun mal nicht jedermanns Sache ist, liefern wir natürlich gerne hier und jetzt die Antwort: In den USA, UK und Skandinavien hat man sich für „Nothing to Worry About“ als neue Single entschieden, aber in Australien und Rest-Europa heißt die erste Auskopplung „Lay it Down“.

Und diese Single hat es in sich! Überraschend angriffslustig zeigen Peter, Bjorn And John, was sie am Besten können: Erfrischenden, melodischen, tanzbaren und unverkennbaren Indie-Pop der Spitzenklasse, und das ohne sich an ihrem Erfolgshit „Young Folks“ festzuklammern. Ganz im Gegenteil. Mit dem provokanten Refrain “Hey shut the fuck up boy, you’re starting to piss me off“ bringen PBJ jeden, der dachte, er hätte die Band mit dem Schwiegersohn-Image längst durchschaut, ziemlich aus dem Gleichgewicht. So aggressiv wie der Text vermuten lässt ist der Song jedoch nicht. „Lay It Down“ ist vielmehr ein quietschfideles, schrilles und unerhört catchiges Indie-Juwel mit einer unglaublich mitreißenden Hookline. Dieser rhythmusorientierte Ohrwurm mit gefährlichem Suchtcharakter wird wohl aller Voraussicht nach das neue Lieblingslied all jener, die Samstag abends ausgelassen auf der Tanzfläche brillieren möchten und nun endlich das perfekte Lied gefunden haben, um den Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.

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