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Freitag, 28. November 2008

Mr. David Viner - Among the Rumours and the Rye

Unsere Wertung: ****

Among the Rumours and the Rye

David Viner wurde vor einigen Jahren wegen seines astreinen british english von niemand geringerem als John Lee Hooker mit dem Zusatz ,Mr.' geadelt; diesen Zusatz hat er beibehalten, und wenn man diese Platte einmal ganz durchgehört hat, muß man sagen zurecht.

Daß ein britischer Musiker so eine uramerikanische Platte aufnimmt ist schon etwas eigenartig, vor allem weil es sich hierbei um Folk - strictly acoustic - handelt. Er dürfte so ziemlich jeden wichtigen amerikanischen Voksmusik Stil inhaliert haben, denn im Vordergrund steht zwar der Folk, der wird aber immer mit Elementen anderer Richtungen angereichert. Blues - von dem Viner ja kommt - gibt es immer wieder als Stilmittel zu entdecken, ein country feeling erhalten manche songs durch den Einsatz von Fiedel und Banjo, ,Thorn In My Side' wird vom New Orleans Jazz getragen, bei ,Won't Cry Again' denkt man an einen großen verschollenen song von Leonard Cohen und in ,Dig A Hole drängts sich unweigerlich der 80er Jahre TomWaits in's Gedächtnis. Vor allem aber wird man immer wieder an die Arrangements der frühen Platten von ,The Band' erinnert und ,Bow Your Head' kann man eigentlich nur als wunderbaren weissen Gospel song bezeichnen. ,Old Black Crow' wiederum könnte wirklich von denen - also den black crowes - stammen, den es beinhaltet alles was ein southern blues stück braucht, trotzdem ist es eine folk nummer.

So ekklektisch dies nun auch alles klingen mag, diese Platte ist trotzdem sehr homogen, und das liegt zum einen an der Instrumentierung und zum anderen wahrscheinlich daran, daß hier ein schon lange in den USA lebender britischer Musiker mit einem unheimlichen musikalischen Gespür für seine wunderbaren songs sich genau der Stile bedient, die jedem einzelnen seiner songs am besten stehen und trotzdem immer er selbst bleibt. Eine tolle Platte für Weihnachten, oder einfach nur um in der kalten Jahreszeit seine Seele ein bißchen zu erwärmen.

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Hayden - In Field & Town

Unsere Wertung: ****

In Field & Town

Mit seinem fünften Album verwaltet Hayden die Trümmer einer gescheiterten Beziehung.
Der Zeitpunkt könnte für den kanadische Singer/Songwriter nicht günstiger sein, um sich bei dem bislang grob unterschätzten Musiker Rat zu holen: Hayden klingt vielseitig und optimistisch wie nie. Noch immer sind da Songs wie "Damn this Feeling" oder "Weight of the World", mit denen er nur zu Klavier oder Gitarre und Mundharmonika seinem Vorbild Neil Young nacheifert. Doch dann zieht er das Tempo an, wagt mehr Pop und hat mit der Single "Where and when" sogar einen potenziellen Radiohit in der Hinterhand.

Der Kanadier zimmerte mit "In Field And Town" ganz unbeirrt eine sonderbar altmodische wie zeitlos schöne Platte. Es ist doch immer wieder angenehm, von Zeitgenossen überrascht zu werden, die sich einen Dreck um vermeintliche Trends von morgen scheren, die vorgestern schon wieder out waren.

Diese Platte klingt bereits nach wenigen Minuten seltsam vertraut, als hätte man sie vor langer, langer Zeit schon einmal gehört.

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Mittwoch, 26. November 2008

Kanye West - 808s & Heartbreak

Unsere Wertung: ***

808s & Heartbreak

Der arme Kanye. Erst will MTV ihm seinen Award nicht verleihen, dann berauben ihn unerbittliche Reporter an Flughäfen seiner Privatsphäre. Als wäre das nicht schon genug, machen ihm auch noch herzlose Weibsbilder das Leben schwer. Scheinbar zweifelt der Superstar, ob der Preis des Erfolges nicht doch ein bisschen zu hoch ist.

Zum Glück aber hat er ein Millionenpublikum, bei dem er sich über seinen Gemütszustand ausweinen kann. In diesem Sinne ist "808's & Heartbreak" mit seinen größtenteils herzzerreißenden Balladen über unglückliche Liebschaften zu tragisch-emotional geraten, um wirklich Spaß zu machen.

Zur Single "Love Lockdown" gesellen sich thematisch ähnliche Titel wie "Heartless" und "Bad News", die allerdings wesentlich weniger Experimentierfreudigkeit zeigen und sich in handelsüblichem Liebesgejammer erschöpfen. Die einzige Gemeinsamkeit ist der allgegenwärtige Autotune-Effekt. Der bleibt einem übrigens auf keinem Song des Albums erspart, was mit der Zeit ganz schön an den Nerven zerrt.

Ähnlich schwermütig gestalten sich die diversen Tracks, auf denen Mr. West die Schattenseiten des Promidaseins besingt. "My friend showed me pictures of his kids, and all i could show him was pictures of my cribs", singt Kanye in "Welcome To Heartbreak". Tja, ein Millionär hats schwer.

Sogar das selbstbeweihräuchernde "Amazing" wirkt zu traurig um zu überzeugen. Der positive Vibe von Hits wie "Good Life" oder "Gold Digger" kommt während des ganzen Albums nicht ein einziges Mal auf.

Rein technisch betrachtet spielt "808's & Heartbreak" allerdings wie immer auf hohem Niveau. Abgesehen von dem schon erwähnten Stimmeffekt läuft Kanye keinen Trends hinterher, sondern kreiert sie vielmehr. In Sachen innovativer Produktion macht ihm kaum ein Kollege was vor. Die Palette reicht von klassischen Streichern und Pianos bis zu techno-ähnlichen Synthie-Sounds. Man braucht lediglich etwas Zeit, um sich in die teilweise fremdartige Soundwelt rein zu hören.

Dank Melodie- und Rhythmusgefühl liefert Kanye also eine musikalisch hochwertige Platte ab, deren Atmosphäre lediglich ein bisschen zu eintönig und schwermütig ist, um sie wirklich gut zu bewerten. Wer gerade ähnlich depressiv drauf ist, wird sie aber wahrscheinlich rauf und runter hören.

laut.de

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Dienstag, 25. November 2008

The Killers - Day & Age

Unsere Wertung: ***

Day & Age

Das neue Album der Killers... Nunja, wie will man das beschreiben?
Eine Mischung aus Pop mit wenig Rock unfassbar viel Kitsch und trotzallem manchmal gutem Songwriting mit einer Prise Selbstironie doch dagegen zu viel Ernst, zu wenig Krawall, zu viel Pathos und leider... leider... der eine kleine Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Ich muss gestehen, dass mich die Single "Human" nach anfänglichem Zögern irgendwann dann doch hatte. Mit Ihrem Schlagersound und ihrer unfassbar eingängigen Melodie. Nachdem ich nun auch noch eine Reviews gelesen hatte, mache mich das neue Album doch sehr sehr neugierig. Leider bin ich doch enttäuscht worden. Die Songs sind zwar eingängig, doch die Band, die als die neue "Rocksensation" gefeiert wird/wurde, lässt eines vermissen: den ROCK! Wo ist der hin? Hat ihn jemand gesehen? Ernsthaft... ICH finde ihn in den 11 Songs von Day & Age kein einziges Mal. Und wenn man von den wenigen Gitarrenriffs, die man durch das überproduzierte Schmachtwerk heraushört auf ROCK schließt, muss man auch ein Album von Take That oder sogar Hupfdohle MIKA als Rock bezeichnen.
Schade! Denn gerade für Ihre eingängigen Riffs bewunderte man die Killers gerne und oft.
Ein absolutes No-Go auf dem Neuen Killers Album ist das saublöde Saxophon, das so manchen guten Song doch wieder in die Disco-80er-Porno-Hintergrund-Dudelei zurückzerrt, aus der er gerade versuchte aufzusteigen. Dafür 1,5 Sterne Abzug. Denn das nervt gewaltig und hätte eigentlich vermieden werden können. Denn das letzte was wir wollen ist ein Revival der 80er-Tröte Saxophon. Das konnte damals schon keiner hören und will jetzt auch niemand mehr.
Der Rest des Albums versinkt leider unter den hohen Erwartungen. Dafür die restlichen 0,5 Sterne. Klar... die Killers haben sich neu erfunden und bringen auch oft und gerne neue Sounds. Das ist GUT, versteht mich nicht falsch! Das ist sogar zwischendrin SEHR GUT! Doch im Ganzen ist das Album eindeutig das schwächste Album der Killers. Sogar schwächer als Sams Town. Und komischerweise wurde dieses noch von der Presse zerrissen. Doch scheinbar treffen die Killers nun den Nerv der Mitt-40er Musikredakteure. Denn anders kann ich mir diesen Hype nicht vorstellen.
Schwache Vorstellung. Passt nach Las Vegas:
Viel Tamtam... leider wenig dahinter.

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