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Samstag, 20. September 2008

Mogwai - The Hawk Is Howling

Unsere Wertung: ****

The Hawk Is Howling

Du musst das hier nicht lesen. Es ist völlig überflüssig. Es gibt keine Texte auf "The Hawk Is Howling". Sämtliche Durchschlagskraft, die Strukturen und die verschiedenen Stimmungen - alles kommt aus den Instrumenten. Mogwai malen Klangbilder, Worte sind überflüssig. Selbst wenn die Gruppe aus Glasgow wie in der Vergangenheit ein paar Lyrics auf ihren letzten Werken zwischen die Instrumental-Stücke schob, so blieben sie doch vernuschelt, nicht zu identifizieren.

All das macht es so verdammt schwer über diese Fußballfans und Bierliebhaber zu schreiben. Alles findet in den Hörgängen des Betrachters statt. Wo der eine Traurigkeit vermutet, kommt der andere nicht aus dem Lachen heraus. Ist deine Nachdenklichkeit nicht meine Unbekümmertheit? Verbirgt sich hinter Drohkulissen in Wirklichkeit nicht große Sehnsucht nach Ruhe? Muss man Musik immer analysieren, sezieren und interpretieren, man tanzt ja auch nicht zu Architektur und Poesie. Überall überfallen einen Worte, aus jedem Coffee Shop, jedem Kaufhaus und Klamottenladen plärrt es, Menschen brüllen einem ihre Lebensgeschichte oder unfassbaren Nonsense via Handy entgegen. Man möchte am liebsten laut "Haltet doch mal alle das Maul" schreien, um diese Silben-Sintflut, diese Mixtur aus Lügen, Lebensanweisungen, Litanei und Laberei zu stoppen. Wo bleibt die Sehnsucht nach Stille. Die Neugierde, seine eigenen Gefühle zu entdecken und sei es, sie durch die Musik dieser Gruppe aus Glasgow frei schälen zu lassen. Dazu muss jeder einzelne der zehn Tracks sorgfältig ausgepackt werden, eine Anleitung wird nicht beigelegt. Eher locken einen die fünf Männer auf falsche Fährten. Warum geben Mogwai dem Opener "I'm Jim Morrison, I'm Dead" einen solch verwirrenden Titel? Dabei ist das Stück die Stille vor dem Sturm namens "Batcat", dessen furiosen Sounds auch auf die Alben "Ten Rapid" oder "Young Team" gepasst hätten. Es ist der Sound zu ihrer Stadt Glasgow, Mogwais Jagdgründe. Hier finden die fünf Hauptmitglieder Barry Burns, Stuart Braithwaite, Dominic Aitchison, Martin Bulloch und John Cummings zwischen all den schönen Plätzen, Frakturen und offenen Wunden Inspiration, hier erzählen Nächte mit zerplatzten Hoffnungen, Kämpfen, ex- und implodierender Liebe, Romantik und Rabaukentum ihre Geschichten. Mal werden sie dann mit zartem Strich wie in "Local Authority" (schon wieder so ein komischer Titel) aufs Notenblatt geschrieben, mal als kompakter Rock-Brocken wie im famosen "The Sun Smells Too Loud" herausgeschleudert. Waren Mogwai jemals dichter am Song, jemals so upbeat wie hier? Fast ein Gegenentwurf zu all den chilligen Klängen, Träumereien in "Kings Meadow" oder "Thank You Space Expert". "I Love You, I'm Going To Blow Your School" hätte auch dazu gepasst, gen Finale fliegt einem dann aber das Klang-Gebäude doch um die Ohren. 11 Jahre nach ihrem ersten Album "Young Team" klingen Mogwai immer noch nach Zukunft, und immer sind sie noch die coolste Band in der Stadt.

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