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Dienstag, 15. Januar 2008

U2 - The Joshua Tree (20th Anniversary Edition / 2 CDs)

Unsere Wertung: ****

Ein Meilenstein wird 20 Jahre alt. Zum Jubiläum legen U2 THE JOSHUA TREE neu auf. Die irische Rockformation unterzog das legendäre Album einer optimierten digitalen Runderneuerung. Die Anniversary Edition erscheint in vier Formaten: Als Standard- und Doppel-CD, 2-CD-Box-Set mit Bonustracks und zusätzlicher DVD sowie eine Doppel- Vinylausgabe.

Als das fünfte Studioalbum von U2 am 9. März 1987 auf Island Records veröffentlicht wurde, ahnte die Band nicht, das der von Brian Eno und Daniel Lanois produzierte Songzyklus zum erfolgreichsten Werk der gesamten Laufbahn avancieren sollte.

Allein in den USA erzielte THE JOSHUA TREE bis 1995 unglaubliche 5 mal Doppel-Platin. In Großbritannien erstaunliche sechs mal Platin. Einmal Doppel-Platin gabs in Deutschland. Rund um die Welt platzierte sich das Werk auf der Pole Position.

Für die Gestaltung des Covers engagierten U2 ihren langjährigen Fotografen Anton Corbijn. Im Dezember 1986 reiste das Quartett mit dem Holländer für drei Tage in die Wüste von Kalifornien, um ein passendes Motiv zu finden. Der gewohnt in Schwarzweiss fotografierende Corbijn setzte seine Idee durch, im Vordergrund einen Joshua Tree und im Hintergrund die Band abzubilden. Im Laufe der Jahre entwickelte sich jene Stelle (36°20'2"N, 117°44′47"W) zur Pilgerstätte von Fans, wo sich sogar ein Logbuch findet, obwohl der Baum mittlerweile nicht mehr steht.

Über das Album selbst viele Worte zu verlieren ist müßig. Die Songs sprechen für sich viel besser, als jeder Musikjournalist es je könnte.

Für die zweite CD der vorliegenden Jubiläumsedition gruben die Iren einige Stücke aus den Archiven aus und stückelten sie mit B-Seiten der "Joshua-Tree"-Singles zusammen. So sind die ersten acht Lieder dem Fan sicherlich bekannt, mit den Nummern neun bis vierzehn betritt man dann allerdings Neuland.

Insgesamt beinhaltet die Bonus-CD noch einmal 57 Minuten Musik. Und auch hier gibt es Songs, die durchaus Albumtauglichkeit besitzen. Das liebliche und zugleich tief melancholische "Walk To The Water" beispielsweise, oder das straighte "Spanish Eyes", in dem Bono seine Stimme mal überdreht krächzen, dann wieder ungewöhnlich hoch steigen lässt.

Unter den B-Seiten findet sich auch "Silver And Gold", das auch auf dem Zwischenalbum "Rattle And Hum" in einer Live-Version zu hören ist, sowie das wirklich schöne "The Sweetest Thing", das vor einigen Jahren noch einmal zu Single-Ehren kam. Die fast schon experimentellen "Race Against Time" und "Beautiful Ghost/Introduction To Songs Of Experience", die fast ohne Lyrics auskommen, zeigen U2 von einer ganz anderen Seite. In letzterem rezitiert Bono William Blakes Gedicht "Songs Of Experience".

"Silver And Gold" gibt es noch einmal in einer akustischen Interpretation, die Bono zusammen mit den Stones Keith Richards und Ron Wood sowie Steve Jordan für einen Anti-Apartheid-Sampler einspielte. Eine besondere Geschichte verbirgt sich hinter "Wave Of Sorrow (Birdland)": Der Song gammelte lange Zeit als unfertiges Stück vor sich hin, bis die vier eben diese CD zusammenstellten. Da "Birdland" auch nach 20 Jahren zu schön klang, um es einfach zu verwerfen, schrieb Bono kurzerhand noch einen Text dazu. Gerade gegen Ende offenbart sich hier dem Hörer eine wirklich ungewöhnliche Gesangslinie.

Auch "Desert Of Our Love" ist kein gewöhnlicher Song. Von karibischen Rhythmen und Gospel inspiriert, frickelten Bono, Edge, Larry und Adam so lange an ihm herum, bis nur noch das Schlagzeuggerüst übrig war. Auf dem dann später "I Still Haven't Found What I'm Looking For" entstand. "Drunk Chicken/America" beschließt die Werkschau der besonderen Art mit einem Ausschnitt aus Allen Ginsbergs Gedicht "America", hervorragend gelesen und interessant untermalt, leider jedoch mit anderthalb Minuten viel zu kurz.

Ob es nun einer solchen Wiederveröffentlichung bedurft hätte, um der Menschheit noch einmal die Grandesse von "The Joshua Tree" ins Gedächtnis zu rufen, darüber mag man streiten. Natürlich stecken eher monetäre Interessen denn kulturelle Beflissenheit hinter dem Handeln des Labels, dennoch: Für Fans bietet diese "Joshua Tree"-Ausgabe Besonderes in schöner Aufmachung. Und die Musik bleibt auch nach zwanzig Jahren überragend.




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