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Montag, 3. Dezember 2007

Craig David - Trust Me **



Gefällige Massenkompatibilität ist hier Maß aller Dinge.

"Trust Me", das kann ja jeder sagen. Okay, einer, der Grammys und Platin-Platten sammelt wie andere Leute Briefmarken, stellt diese Forderung vielleicht ein wenig nachdrücklicher, und wer mit "The Story Goes ..." ein doch durchaus amtliches Album im Nacken hat, dem darf man ruhig ein wenig Vertrauen entgegen bringen. Dachte ich.

"Ich war für meinen Geschmack etwas zu reif geworden." Diese Selbsteinschätzung Craig Davids, im beiliegenden Presseinfo kundgetan, lässt allerdings Böses befürchten. "Ich wollte hinausgehen und sehen, was im Nachtleben geschieht, wie damals, als ich noch DJ war, anderen DJs zuhörte und die Reaktion der Crowd beobachtete", heißt es da weiter.

Nun, jeder, der jemals in einem Club Platten gedreht hat, weiß: Das Volk schluckt immer diejenigen Tracks am gierigsten, die es bereits in- und auswendig kennt. Auf eine bewährte Nummer wie David Bowies "Let's Dance" fährt der gemeine Partygast eben 2007 immer noch ab.

Funktionsgarantie und Originalität unterscheiden sich allerdings auch dann noch, wenn der Meister persönlich seinen Hit zur Verwurstung freigegeben hat. Recht ideenlos renoviert, bleibt die Nummer ein schicker (aber alter) Hut. "Hot Stuff" überlasse ich in diesem Fall lieber weiterhin Donna Summer. Die Singleauskopplung mag musikalisch auf Nummer Sicher getrimmt sein, der Eintönigkeit macht sich Craig David mit "Trust Me" dennoch nicht strafbar.

Der üppige, temporeiche Chorus zu "6 Of 1 Thing" gerät ebenso funky wie der Basslauf in "Friday Night". "Awkward" bietet, basierend auf akustischer Gitarre, Bass und dezent im Hintergrund operierenden Streichern eine hübsche Ballade, in der - das hätte aus dem Booklet ruhig ein wenig deutlicher hervorgehen können - Rita Ora den weiblichen Part beisteuert. In Anbetracht ihres zarten Alters von gerade einmal 17 Jahren gerät ihr Feature sogar noch beeindruckender.

Mit Ausnahme des wirklich schauderhaft nach Kirchentag tönenden "Top Of The Hill" und "Kinda Girl For Me", einer kaum zu ertragenden R'n'B-Vokalquälerei, wartet jeder einzelne Song mit netten Details auf. Eine Gitarre verpasst "Just A Reminder" einen luftigen, hüpfenden Rhythmus. Für Balladenverhältnisse werden hier die Streicher erneut erfreulich sparsam eingesetzt. "She's On Fire" glänzt mit Bläsern, Scratches und Geräuschcollagen sowie Bässen, die dem Ganzen sogar einen leichten Dancehall-Touch verpassen.

Der Chorus von "Officially Yours" geht gut ins Ohr. Vor der Machtübernahme Osteuropas hätte ich einem hübschen Liebesliedchen wie diesem beim Eurovision Songcontest durchaus Chancen auf den Sieg eingeräumt. Genau hier liegt aber auch das Problem: Craig David probiert Einiges aus, opfert jedoch die meisten guten Ideen auf dem Altar der Gefälligkeit. In gleichem Maße wie seine Songs dadurch massenkompatibler werden, verlieren sie den Reiz des Einzigartigen.

Die völlige Abkehr vom Storytelling bedaure ich zutiefst; auf dem Vorgängeralbum zeigten sich in dieser Hinsicht noch viel versprechende Ansätze. "Lass uns tanzen, es ist Freitag Nacht"-Grütze bietet der zeitgenössische R'n'B schließlich bereits in erstickender Fülle. Gerade weil Craig David stimmlich auf den immergleichen Effekt setzt, wäre mir die eine oder andere thematische Herausforderung willkommen gewesen.

Zu guter Letzt findet sich in "This Is The Girl" am Ende des Albums noch eine Rap-Nummer. Auch hier legt David offenbar keinerlei Wert darauf, seinen Partner beim Namen zu nennen. Wüsste ich nicht, dass wir Zeilen des Londoner Ex-Grime-MCs Kano hören: Ich wäre wohl eher nicht dahinter gekommen. Das Booklet zu "Trust Me" verbirgt diesen nicht ganz unwesentlichen Umstand sehr geschickt.

Schade, geraten doch Kanos Verse deutlich interessanter als die vom Hauptkünstler gelieferte, überaus durchschnittliche Hookline, die wieder einmal auf "Give up my life for you"-Schmonz baut. Erstens: Wer will schon einen Kerl, der sich selbst aufgibt? Zweitens: Derartige Versprechungen werden auch durch die x-te Wiederholung nicht glaubwürdiger. Meine Herren, hört doch bitte endlich damit auf, uns und Euch in die Tasche zu lügen! Es nervt.

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